Trotz Fachkräftemangel: Sachsen pendeln lieber in den Westen

Dresden - Mehr als drei Jahrzehnte nach der deutschen Wiedervereinigung und trotz massiven Personalmangels vor Ort pendeln noch immer Zehntausende Sachsen zum Arbeiten in den Westen. Ein Beleg für das weiterhin existierende Lohngefälle.

Wenn die Pendler am Wochenende zwischen Arbeitsort und Heimat wechseln, sind die Züge voll.
Wenn die Pendler am Wochenende zwischen Arbeitsort und Heimat wechseln, sind die Züge voll.  © Bodo Marks/dpa

Es ist bizarr: In Sachsen sind nach Angaben der Arbeitsagentur derzeit mehr als 45.000 Stellen unbesetzt. Viele Branchen suchen händeringend nach Personal. Doch Fachkräfte pilgern noch immer zu Zehntausenden zum Arbeiten in andere Bundesländer oder gar ins Ausland.

Laut Landesarbeitsagentur hatten im vergangenen Jahr 146.393 Frauen und Männer aus Sachsen ihren Job auswärts. Das ist verglichen mit dem Jahr zuvor ein Plus von 3,9 Prozent und der bisher höchste Wert seit 1999!

Etwa jeder Zweite pendelte demnach für den Job in westdeutsche Bundesländer (70.591).

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Wohl der Hauptgrund: Der Medianlohn in Westdeutschland liegt mit 3626 Euro immer noch 769 Euro höher als in Sachsen. Die Menschen würden aber nicht mehr nur wegen des besseren Verdienstes pendeln, meint Frank Vollgold, Sprecher der Landesarbeitsagentur.

Er nennt "bestimmte Weiterbildungsmöglichkeiten, eine andere Arbeitszeitverteilung, Home-Office-Möglichkeiten, bessere Karrierechancen oder das Image des Unternehmens" als weitere Gründe.

Das könnte auch erklären, weshalb ein Teil der Pendler im Osten bleibt. So zog es 26.119 Sachsen im vergangenen Jahr zum Arbeiten nach Sachsen-Anhalt, 17.256 nach Thüringen und 16.672 nach Brandenburg.

Titelfoto: Bodo Marks/dpa

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