Unfallfluchten in Sachsen dramatisch gestiegen

27.03.2024 07:30 6.873

Rätselhafter Anstieg: Immer mehr Unfall-Flüchtige auf Sachsens Straßen unterwegs

Die Zahl der Flüchtigen auf Sachsens Straßen ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen. Immer mehr Unfallverursacher verlassen den Tatort.

Von Thomas Staudt

Dresden - Kratzer, Dellen, abgefahrene Spiegel: Die Zahl der "Flüchtigen" auf Sachsens Straßen ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen. Immer mehr Unfallverursacher verlassen den Tatort, ohne sich zu melden. Eine Erklärung hat die Polizei nicht.

Kurios: Kurz vor dem Jahreswechsel setzte der Fahrer diesen Wagen gegen einen Baum und flüchtete mit den Kennzeichen, weil er mutmaßlich keinen Führerschein hatte. Die meisten Fälle von Fahrerflucht sind weniger spektakulär. © xcitepress/Thomas Baier

Nach der neuen Verkehrsunfallstatistik (VKU) registrierten sächsische Polizeibeamte im vergangenen Jahr insgesamt 23.165 Unfallfluchten. Das entspricht einer Zunahme um 4,3 Prozent. Im Jahr zuvor waren es fast tausend Fälle weniger (22.216).

Den Höchststand der vergangenen Jahre bei Unfallflucht markiert das Jahr 2019 mit 23.444 Fällen. Immerhin 7882-mal war die Polizei bei der Aufklärung erfolgreich.

Der Paragraf 142 im Strafgesetzbuch definiert Unfallflucht als "unerlaubtes Entfernen vom Unfallort" und als Straftat. Wer erwischt wird, muss mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren rechnen - was selten vorkommt - oder mit einer Geldstrafe.

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Faustregel: Bei Schäden bis 1300 Euro wird im Allgemeinen ein Bußgeld in Höhe eines Monatsgehalts fällig. Auch möglich: zwei Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot von bis zu drei Monaten. Ist der Schaden größer, ist der Führerschein weg und es gibt drei Punkte.

Kleine hat auch keine Erklärung

Erst vor einer Woche touchierte ein Ford Focus mit polnischem Kennzeichen kurz vor dem Waldschlößchentunnel in Dresden mehrere Fahrzeuge, darunter diesen Mercedes. Alle vier Insassen machten die Biege. © Roland Halkasch

Polizeiinspekteur Petric Kleine (61) kann sich den sprunghaften Anstieg der Zahlen bei Fahrerflucht nicht erklären. © Thomas Türpe

Auch wenn der (Blech-)Schaden noch so unbedeutend scheint, grundsätzlich: Warten, bis der Unfallgegner oder die Polizei kommt. (Symbolbild) © IMAGO/Shotshop

Für Polizeiinspekteur Petric Kleine (61) ist das Spektrum der Motivation für Fahrerflucht sehr unterschiedlich: Manche fahren betrunken, andere ohne eine entsprechende Versicherung und versuchen, durch Unfallflucht mit einem blauen Auge davonzukommen.

Einen Erklärungsansatz, warum der Anstieg im vergangenen Jahr so deutlich ausfiel, hat auch Kleine nicht. Nach der aktuellen Regelung müssen Unfallverursacher auf den Unfallgegner oder auf die Polizei warten.

"Hier könnte eine Online-Meldestelle oder die Möglichkeit, den Unfall digital per App zu melden, sowohl Autofahrer als auch die Polizei entlasten", sagt Anja Käfer-Rohrbach (50) vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.

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Eine Bagatellisierung und Herabstufung von Unfallflucht zur Ordnungswidrigkeit - wie jüngst diskutiert - lehnt der Verband ab.

Titelfoto: Bildmontage: xcitepress/Thomas Baier, Thomas Türpe