Viel zu wenige Bewerber! Sachsen gehen die Lehrer aus
Dresden - Sachsens Schulen droht eine Verschärfung des Lehrermangels. Nach Angaben des Kultusministeriums haben sich auf die zum nächsten Schuljahr neu ausgeschriebenen 1500 Stellen bislang nur 890 komplett ausgebildete Lehrer beworben. Vor allem in Ostsachsen könnte die Lage prekär werden.

Noch sind es knapp fünf Wochen bis zum Beginn des neuen Schuljahres. Doch schon jetzt wachsen den Verantwortlichen der Schulbehörden graue Haare.
Denn die Bewerberzahl an grundständig ausgebildeten Lehrern - das ist man erst nach zwei Staatsexamen und Referendariat - falle dieses Jahr deutlich geringer aus, erklärte Ministeriumssprecher Dirk Reelfs.
Gesucht würden 475 Lehrkräfte für Gymnasien, 329 für Oberschulen, 411 für Grundschulen, 174 für Förder- und 111 für Berufsschulen.
Verlängerte Regelstudienzeit, längerer BAföG-Anspruch und Prüfungswiederholungen - vor allem diese Corona-Sonderregeln an Sachsens Hochschulen sorgen dafür, dass es trotz gestiegener Studentenzahlen aktuell weniger Absolventen gibt.
Auch die 462 Quereinsteiger, die sich beworben haben, werden die Lücke nicht schließen. Zwar können sie nach einem dreimonatigen pädagogischen "Schnellbesohlungskurs" schon als Lehrkräfte eingesetzt werden, doch erst eine lange berufsbegleitende Weiterbildung macht aus einem Seiteneinsteiger einen im Sinne behördlicher Anforderungen "vollwertigen" Lehrer.

Die finanziellem Anreize seien ausgeschöpft, heißt es aus dem Kultusministerium

Über die Folgen des drohenden Lehrermangels will im Kultusministerium noch niemand offen reden. Reelfs: „Noch läuft ja die Bewerbungsfrist.“
Doch die Krisen-Bausteine sind längst bekannt. Das reiche von der Verkürzung des Unterrichtsvolumens über die Stunden-Aufstockung bei Teilzeit-Lehrern bis hin zu Lehrer-Abordnungen, so Sprecher Reelfs zur TAG24.
Älteren Lehrern (63+) würden zudem "Bindungszulagen" gezahlt, wenn sie ihren Ruhestand ein paar Jahre aufschieben und weiter unterrichten.
Vor allem in Ostsachsen sind die Probleme schon absehbar. Denn hier ist der Bewerbermangel am krassesten - für 207 ausgeschriebene Stellen gibt es bislang nur 70 Bewerber.
Dabei erhalten Lehrer bereits Zulagen, wenn sie in sogenannte Bedarfsregionen gehen, selbst Referendare bekommen 1000 Euro "Provinzzulage".
Finanziellen Anreize sind ausgeschöpft

Und wie lassen sich für Sachsen mehr Lehrer gewinnen?
Die finanziellen Anreize seien jedenfalls ausgeschöpft, meint Ministeriumssprecher Reelfs und führt neben der Verbeamtung die hohen Startgehälter A13/E13 (ca. 4300 Euro brutto) an.
Für 2027/28 erwarte man zudem einen Wendepunkt, weil dann die große Verrentungswelle vorüber und der Altersschnitt des Lehrkörpers (aktuell 48 Jahre) deutlich verjüngt sei.
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