Weil "normale" ärztliche Versorgung krankt: Immer mehr Notrufe in Sachsens Leitstellen

Dresden - Immer häufiger wählen die Menschen in Sachsen die 112: Im vergangenen Jahr sind 827.561 Notrufe bei den fünf Rettungsleitstellen im Freistaat eingegangen. Das ist eine Zunahme für Rettungsdienst und Feuerwehr um 110.267. Offensichtlich ist der Ärztemangel in ländlichen Regionen einer der Gründe dafür.

Immer mehr Menschen in Sachsen rufen den Rettungsdienst. (Symbolfoto)
Immer mehr Menschen in Sachsen rufen den Rettungsdienst. (Symbolfoto)  © Klaus Jedlicka

Allein bei der Rettungsleitstelle Dresden erhöhte sich die Zahl der Notrufe um rund 24.000 auf 207.024. Während die Einsatzzahlen bei der Feuerwehr in Dresden um 23 Prozent anstiegen, waren es im Rettungsdienst sogar 30 Prozent.

"Es sind vor allem die medizinischen Notfälle, die einen Zuwachs erfahren und zu einem Anstieg der Anrufzahlen führen", so Feuerwehrsprecher Michael Klahre (43).

Er geht davon aus, dass die "schwindende Verfügbarkeit der Kassenärztlichen Versorgung" in ländlichen Regionen ein Grund für die vermehrte Nutzung des Notrufs ist.

Milder Winter und viel Regen: Experte erwartet schlimmen Mücken-Sommer
Sachsen Milder Winter und viel Regen: Experte erwartet schlimmen Mücken-Sommer

Dazu gehört, dass Hausbesuche weniger und Sprechzeiten eingeschränkt werden. Aber auch ein Mangel an Pflegeeinrichtungen, lange Wartezeiten für Diagnostik und Eingriffe sowie wachsende psychosoziale Probleme in der Bevölkerung sowie eine Palliativ-Versorgung, die sich "ausschließlich auf ehrenamtliche Strukturen" stützt, zählen laut Klahre zu den Gründen, warum immer öfter die 112 gewählt wird.

Eine steigende Tendenz für das Jahr 2023 zeigt sich zudem bei der Rettungsleitstelle in Chemnitz. Im Zeitraum von Januar bis September dieses Jahres ist die Zahl der Notrufe dort im Vergleich zum Vorjahr bereits um rund 9,1 Prozent gestiegen. Konkret sind in den ersten neun Monaten rund 132.520 Notrufe eingegangen.

Feuerwehrsprecher Michael Klahre (43).
Feuerwehrsprecher Michael Klahre (43).  © Thomas Türpe

Die 110 wurde in Sachsen übrigens weniger gewählt: Bei der Polizei sank die Zahl der eingegangenen Anrufe im vergangenen Jahr auf 403.360 (von 412.411 im Vorjahr).

Titelfoto: Klaus Jedlicka

Mehr zum Thema Sachsen: