Weil sie den Geschmack der Heimat treffen: Diese Leckerschmecker sind in ihren Regionen Kult

Sachsen - Was verbindet Ihr kulinarisch mit Sachsen? Wohl jeder kennt große Marken wie den Bautzner Senf, Sachsenmilch oder Riesaer Nudeln - doch es gibt noch unzählige sächsische Lebensmittelmarken, die sowohl aus heimischen als auch überregionalen Supermärkten nicht mehr wegzudenken sind.

Doch auch kleine Manufakturen stellen traditionsreiche Leckereien mit interessanter Geschichte her. Regionalität ist schon lange im Trend - und mittlerweile auch für viele Sachsen schon ein Muss beim Wocheneinkauf.

Dresdner Berle

Die handlichen Käsekugeln werden im Ein-Mann-Betrieb von Torsten Schlüter (57) in Bischofswerda produziert. "Die Dresdner Berle besteht zu 100 Prozent aus Schafsmilch, das Rezept ist streng geheim", sagt Schlüter.

Der Dresdner Kultkäse kommt mit zehn würzigen Sorten daher. Das originale Berle-Rezept stammt von Torsten Schlüters Mutter Ilona, vor 15 Jahren hat er es schließlich patentieren lassen. Ihren Ursprung hat die Berle in der Dresdner Neustadt - dort eröffnete seine Mutter 1970 auf der Helgolandstraße ihren ersten Tante-Emma-Laden.

Berle-Macher Torsten Schlüter (57).
Berle-Macher Torsten Schlüter (57).  © Steffen Füssel

Freiberger Bauerhase

Hefe, Rosinen, Mandeln und eine streng geheime Gewürzmischung: Das Gebäck wurde bis zum Zweiten Weltkrieg in ganz Freiberg gebacken.

Heute wird der Freiberger Bauerhase nach patentiertem Originalrezept nur noch im Café Hartmann hergestellt. "Der Bauerhase gehört zu Freiberg", so Bäckerei-Chef Pat Hartmann (47). Entstanden sei er im 13. Jahrhundert als Fastengebäck. Der Hofkoch Bauer kreierte einen süßen Ersatz für einen echten Hasenbraten, der während der Fastenzeit verboten war.

Falscher Hase: Dafür schmeckt der Freiberger Bauerhase richtig lecker.
Falscher Hase: Dafür schmeckt der Freiberger Bauerhase richtig lecker.  © Detlev Müller

Liebesperlen

Süße Leckereien mit langer Tradition: Die Süßwarenfabrik Hoinkis in Görlitz wurde 1896 von Rudolf Hoinkis gegründet. 1908 erfand er dort die Liebesperlen.

Als er seine zuckrigen Perlen herstellte, fand er zunächst keinen Namen. Er nahm sie also mit zur Familie und soll gesagt haben: "Ich liebe euch wie diese Perlen, für die ich noch keinen Namen habe" - woraufhin seine Frau Elfriede spontan "Liebesperlen" vorschlug. Die original Görlitzer Liebesperlen verlassen pro Jahr tonnenweise die Fabrik und werden in 25 Ländern verkauft - von Brasilien über Indonesien bis nach Dubai.

Sein Großvater erfand die kultigen Liebesperlen, heute leitet Mathias Hoinkis die Geschicke der Görlitzer Süßwarenfabrik.
Sein Großvater erfand die kultigen Liebesperlen, heute leitet Mathias Hoinkis die Geschicke der Görlitzer Süßwarenfabrik.  © Bildmontage: Anke Wolten-Thom

Neukircher Zwieback

Entwickelt wurde der Neukircher Zwieback vom Bäckermeister Max Hultsch, nachdem er 1898 die Familienbäckerei in der Lausitz übernommen hatte.

Hultsch wollte ein gesundes und haltbares Gebäck für Kinder entwickeln. 1900 wurde der Zwieback schließlich in die Produktion aufgenommen. So richtig populär wurde der Hultsch Zwieback, als er 1929 als Bordverpflegung auf dem Luftschiff Graf Zeppelin auf seiner Weltumrundung zum Tee gereicht wurde. Seit der DDR wird das Gebäck mit unveränderter Rezeptur als Neukircher Zwieback vermarktet.

Der Zwieback wird heute noch immer gleich gebacken wie früher.
Der Zwieback wird heute noch immer gleich gebacken wie früher.  © picture-alliance / ZB

Leipziger Gose

Die Gose stammt, daher auch der Name, ursprünglich aus Goslar. Seine wahre Heimat ist allerdings Leipzig.

Die spätere "Leipziger Bierkönigin" wurde 1332 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Ab 1738 wurde sie in Leipzig gebraut und war bis zum Ende des 19. Jahrhundert ein wahrer Dauerbrenner in der Messestadt. Im 20. Jahrhundert geriet die Leipziger Gose allerdings in Vergessenheit, 1966 schloss die letzte Gose-Brauerei ihre Türen. Jahrzehnte später wagten sich Leipziger Brauereien an das obergärige Sauerbier, wie z.B. der Bayerische Bahnhof.

"Von seinerzeit zu Deiner Zeit" heißt ein Spruch auf den Gläsern der Leipziger Gose.
"Von seinerzeit zu Deiner Zeit" heißt ein Spruch auf den Gläsern der Leipziger Gose.  © Ralf Seegers

Kamenzer Würstchen

Das "Gamenzer Gnackwärschdl" wurde Mitte des 19. Jahrhunderts vom Fleischermeister Carl Heinrich Mierisch kreiert und 1859 zum ersten Mal beim Kamenzer Forstfest angeboten - seither ist die würzige Wurst nicht mehr aus der Stadt wegzudenken.

Da sich auch immer mehr überregionale Fleischereien an dem Würstchen probierten und dabei die Rezeptur veränderten, ließ der Kamenzer Fleischerverein 2009 die Marke Kamenzer Würstchen rechtlich schützen.

Das Kamenzer Würstchen.
Das Kamenzer Würstchen.  © picture alliance/Andreas Franke

Lieber von hier als Bio

Die Studie "Wie regional is(s)t Sachsen" der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft im Auftrag des Sächsischen Umweltministeriums zeigt: 42 Prozent der Sachsen greifen beim Wocheneinkauf ganz gezielt zu regionalen Lebensmitteln.

Die Top 3 werden von Eiern angeführt, gefolgt von Gemüse, Brot und Backwaren. Allerdings sind Sachsen im bundesdeutschen Schnitt weniger dazu bereit, für Produkte aus der Region mehr Geld zu bezahlen.

Neben den Top 3 landen bei den Sachsen außerdem besonders regionales Obst, Kartoffeln, Milch und Molkereiprodukte sowie Fleisch und Wurstwaren im Einkaufswagen.

In puncto Nudeln sind Sachsen wahre Lokalpatrioten: 39 Prozent der Sachsen kaufen lieber Teigwaren aus der Region - deutschlandweit sind es nur 22 Prozent. Das, so das Fazit der Studie, liege an der großen Marktbedeutung der "Teigwaren Riesa", einem der größten Player an der deutschen Nudel-Front.

Regionalität ist sächsischen Verbrauchern übrigens wichtiger als "Bio": Im direkten Vergleich zwischen regionalen und ökologisch erzeugten Lebensmitteln werden Produkte aus der Region von der Mehrheit der Verbraucher bevorzugt.

72 Prozent der Sachsen bevorzugen regionale statt ökologisch erzeugte Lebensmittel. Nur knapp 18 Prozent der Sachsen kaufen lieber Bio.

Titelfoto: Bildmontage: Anke Wolten-Thom/Steffen Füssel

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