Wenn Corona den Jagdinstinkt weckt: Künstler beeindruckt mit Fotoserie
Freital - Flexibel war Steffen Petrenz (58) schon immer. Als Schlossergeselle ging der Freitaler in den 1980er-Jahren auf Wanderschaft, er lebte und heiratete im Ostblock, schulte um, lernte viel über Innenarchitektur. Dann wurde er erst Steinmetz, später Bildhauer und stadtbekannter Künstler. Auch die Fotografie passt in diese Biografie: Petrenz' Natur und Landschaftsbilder wurden schon wiederholt ausgestellt. Nun hat er sich - auch wegen Corona - auf Vögel spezialisiert.
Als vor eineinhalb Jahren die Pandemie zuschlug, fackelte der Tausendsassa nicht lange. "Ausstellungen waren ja erstmal gestrichen, alle blieben zu Hause", erinnert er sich.
Ihn dagegen zog es raus - abschalten und fotografieren in der freien Natur. Tage-, ja wochen- und monatelang streifte Steffen Petrenz durch all die sächsischen Landschaften, die er von seiner Naturfotografie her schon kannte.
"Nur diesmal wollte ich die Bewohner dieser Landschaften ablichten - vor allem die Vögel", erklärt der Künstler. Mit viel Disziplin, zwei Nikon-Kameras (D850 und Z6II) und sogar einem Tarnnetz zog er fortan fast jeden Tag hinaus ins Feld, in Wald-, Fluss- und Heidelandschaften.
Und seine "Beute" kann sich sehen lassen: Hunderte großartiger Fotografien, von denen wir hier nur einige zeigen können.
Wer sich für die Fotos von Steffen Petrenz oder seine Bildhauer-Kunst interessiert, wer sein Freitaler Atelier besuchen oder Fotoworkshops buchen möchte, kann dem Künstler gerne schreiben. Seine E-Mail-Adresse lautet: stpetrenz@gmx.net
Tipp: Der Bildhauer und Fotograf ist am heutigen Sonntag auch auf dem Kunsthandwerkermarkt im Freitaler Kulturhaus (Lutherstraße 2; von 11 bis 18 Uhr) mit einem Stand vertreten.
Landemanöver
Ein paar Flügelschläge noch, dann setzt der Stockenten-Erpel auf der Elbe auf - vergängliche "Bremsspur" inklusive. "Bei einer Belichtungszeit von 1/1600 Sekunde fängt man den Körper scharf ein, die Unschärfe der Flügel aber bringt die Dynamik ins Bild", erklärt Steffen Petrenz.
Etwas abgehoben
Da schwingt er sich auf zu neuen Ufern - im wahrsten Sinne... Eigentlich war Steffen Petrenz auf der Suche nach Rohrweihen, als ihm nahe Schönfeld dieser Storch über den Weg stakte. "Zum Glück war die Kamera so eingestellt, dass ich sofort losschießen konnte", freut sich der Fotograf.
Flachschuss
Die Sonne kratzte schon am Horizont, als diese Mandarin-Ente im trüben Elbwasser nach einem letzten Betthupferl Ausschau hielt. Um sie möglichst gut abzulichten, legte Petrenz sich am Fähranleger Pillnitz flach aufs Pflaster. Dass die Umstehenden den Körpereinsatz eher amüsiert beäugten, nahm er dabei lächelnd in Kauf.
Futter fassen
Auch bei Familie Kranich gilt: Wer noch wächst, hat ständig Appetit. Ein glitschiger Snack ist da höchst willkommen, weshalb die glücklose Blindschleiche diese Aufnahme auch nur um Sekunden überlebte. "Rund 150 Kranich-Brutpaare dürfte es in der Region um Radeburg geben", schätzt Petrenz, der auf dieses Foto jahrelang hingearbeitet hatte.
Einfach spreizend!
"Eigentlich sind Goldammern gar nicht so selten", weiß Steffen Petrenz. Bloß: Meist hört man sie nur, da sie sich trotz (oder wegen?) ihres auffälligen Gefieders nicht gern blicken lassen. Diese Aufnahme des sich spreizenden Exemplars gelang ihm auf dem Freitaler Wachtelberg.
Bitte waten!
Viel größer kann sich ein Grünschenkel nicht machen als dieser hier, der mit hochgestellten Flügeln durchs seichte Wasser watet. "Ein Durchzügler auf der Reise nach Skandinavien", vermutet Petrenz, der den getupften Gesellen im März an der Grenze zu Brandenburg abgelichtet hatte.
Überflieger
Das Tageslicht war schon mächtig gedimmt, die Kamera bereits auf dem Weg ins Auto, als diese beiden Kraniche zum Überflug ansetzen. Klarer Fall: Planänderung. Im Nu war das flatterhafte Pärchen mit dem Teleobjektiv fixiert, einmal kurz mitziehen und ... zack - war der Schuss im Kasten. Guten Weiterflug noch!
Baumeister
In der Nähe der Dresdner Elbinsel (bei Pillnitz) fing Steffen Petrenz diese Ringeltaube mit seiner Kamera ein. Das war im April oder Mai, und offenbar war der fleißige Vogel gerade mit dem Nestbau beschäftigt. Erstaunlich, wie viel handwerkliches Geschick diese Tiere besitzen, so ganz ohne Hände.
Unter Reihern
Sie sind die Meister des Abwartens, lauern oft stundenlang ganz unbeweglich auf ihre Beute... Nein, nicht von Tierfotografen ist hier die Rede, sondern von Reihern. Neben den recht verbreiteten Graureihern sind auch einige Silberreiher wieder in Sachsen heimisch geworden, "vor allem in den letzten zehn Jahren", wie Bildhauer Petrenz erfreut feststellen durfte.
Futterneid
Eigentlich heißen diese kunterbunten Koloniebrüter ja Bienenfresser. Andererseits ist Abwechslung auf dem Speiseplan durchaus erlaubt. Dem neidischen Blick des rechten Vogels nach zu urteilen, müssen Libellen wohl wahre Leckerbissen sein. Wo genau dieses Bild entstand, verrät der Fotograf nicht - Bienenfresser sind in Sachsen extrem selten und daher besonders schützenswert.
Titelfoto: Eric Münch