Sachsens Rathäuser: Nicht jeder darf ins "Goldene Buch"
Leipzig/Chemnitz/Dresden - Sie sind in Kommunen Ehrungen und Andenken zugleich: die Goldenen Bücher. In sie dürfen sich prominente Gäste, oft aus dem Ausland, sowie herausragende Bürger eintragen. Auch in den drei größten Städten Sachsens wird die Tradition gepflegt.
Am längsten schon in Leipzig (609.869 Einwohner): "Das erste Goldene Buch der Reichsmessestadt wurde um 1809 erwähnt", weiß Magdalena Grams. Sie ist Leiterin des Referates Protokoll der Stadt Leipzig.
Geehrte dürfen sich in die mittlerweile fünfte Ausgabe (seit 2016) eintragen. In ihr befinden sich derzeit 41 Unterschriften, die letzte setzte US-Botschafterin Amy Gutmann (72) am 29. März.
Grams: "Die Eintragung erfolgt auf Einladung des Oberbürgermeisters in einem feierlichen Rahmen. In das Goldene Buch der Stadt Leipzig dürfen sich Ehrenbürger, Botschafter, Bundeskanzler, Bundespräsidenten, Präsidenten anderer Staaten, Repräsentanten von Königshäusern und Nobelpreisträger eintragen."
Geehrt werden zudem Olympioniken, OB der Partnerstädte sowie ehemalige Leipziger Juden.
In Chemnitz (243.659 Einwohner) wurde der letzte Eintragende für seinen Einsatz zur Verbesserung der deutsch-israelischen Beziehungen geehrt.
Chemnitz hat getrickst
Am 24. April durfte der in Israel geborene, ehemalige Fraunhofer-Professor sowie Mitglied im Vorstand der jüdischen Gemeinde Chemnitz, Rafael Wertheim (80), im dritten Goldenen Buch der Stadt unterschreiben.
"Der Band wird seit 1993 geführt. Nur noch zwei Seiten sind frei", sagt Damien Chapuis (48), Leiter der Chemnitzer Protokollabteilung. Auf insgesamt 419 Eintragungen kommt die aktuelle Ausgabe. Die erste wurde am 22. Juni 1899 eingeweiht.
Chemnitz trickste aber zuletzt. Chapuis: "2022 wurde ein Ehrenbuch für erfolgreiche Chemnitzer Sportler eingeführt. Und 2021 ein Gästebuch speziell für ranghohe Besucher der Kulturhauptstadt Europas 2025." Dieses hat bislang drei Eintragungen.
"Das Goldene Buch wird in der Landeshauptstadt Dresden seit 1949 geführt. In die vier Ausgaben erfolgten bis zum jetzigen Zeitpunkt 532 Eintragungen", schildert Silvia Schneider, Protokollabteilungsleiterin in Dresden (561.002 Einwohner).
Die erste Unterschrift ins derzeitige Goldene Buch gab der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (1927-2016) am 7. Mai 2003. Der italienische Botschafter Armando Varricchio (60) setzte die bislang letzte am 16. März.
Titelfoto: Uwe Meinhold