Minister Dulig wirbt für ausländische Fachkräfte in Sachsen: "Wir sind dringend auf sie angewiesen"

Dresden - Sachsen ist nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Martin Dulig (48, SPD) dringend auf ausländische Arbeits- und Fachkräfte angewiesen. Der vorherrschende Mangel betreffe jeden Teil der Wirtschaft.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (48, SPD) drängt auf das verstärkte Anwerben ausländischer Fachkräfte.
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (48, SPD) drängt auf das verstärkte Anwerben ausländischer Fachkräfte.  © Hendrik Schmidt/dpa

"Wir dürfen Zuwanderung nicht auf eine Anzahl der Menschen reduzieren, die zu uns kommen. Wir müssen Bindekräfte entfalten, damit sie hier auch bleiben und sich wohlfühlen", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

"Das ist die zentrale Herausforderung. Integration gelingt am besten über Arbeit und dort, wo Kinder gemeinsam im Sandkasten sitzen, in die Schule gehen oder Fußball spielen", sagte der Minister.

Dafür müsse man mit Menschen, die gezielt zuwandern - aber auch mit Flüchtlingen - fair und solidarisch umgehen, um sie schnell in die Gesellschaft zu integrieren.

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"Menschenverachtende Aussagen, wie die jüngst vom Landrat des Landkreises Bautzen getroffenen, sind nicht nur kontraproduktiv, sie schaden dem Ansehen und dem Standort Sachsen massiv."

Neben der Energiekrise sei der Fachkräftemangel das beherrschende Thema bei den Unternehmen. "Spätestens in diesem Jahr haben wir festgestellt, welchen Personalmangel es etwa in der Gastronomie oder auf deutschen Flughäfen gibt. Es geht um Arbeitskräfte und Fachkräfte in jedem Bereich unserer Wirtschaft."

Sachsen müsse den Fokus auch auf die eigenen Ressourcen richten

Nicht nur im Bereich des Maschinenbaus, sondern in allen Wirtschaftszweigen werden laut Dulig Fachkräfte gebraucht. (Symbolfoto)
Nicht nur im Bereich des Maschinenbaus, sondern in allen Wirtschaftszweigen werden laut Dulig Fachkräfte gebraucht. (Symbolfoto)  © Christoph Schmidt/dpa

Dulig hält es nach eigenen Worten für sinnvoll, bei der Zuwanderung vor allem mit den Ländern zusammenzuarbeiten, mit denen es bereits historische und enge Beziehungen gibt - wie im Fall von Vietnam.

Es verbiete sich aber, nur eigene Arbeitsmarktziele egoistisch in den Blick zu nehmen.

"Wir haben auch Verantwortung für die Entwicklung anderswo. Wenn Menschen bei uns eine gute Ausbildung bekommen, werden gewiss auch einige später in ihre Heimatländer zurückgehen und ihre Erfahrungen weitergeben. Das wäre eine Win-Win-Situation."

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Dulig zufolge muss Sachsen als Arbeitsort attraktiver werden und sein früheres Image als Billiglohnland endgültig vergessen machen. "Wir müssen noch größere Anstrengungen unternehmen, dass hier bessere Löhne gezahlt werden und wir eine höhere Tarifbindung bekommen."

Zudem müssten die eigenen Ressourcen besser genutzt werden. "Ich denke an die vielen Schüler, die eine Schule in Sachsen ohne Abschluss verlassen, von denen die wenigsten auf dem Arbeitsmarkt landen. Wir reden da fast über zehn Prozent aller Schüler. Auch denen müssen wir Angebote machen."

Prognosen zufolge fehlen auf dem sächsischen Arbeitsmarkt bis 2030 rund 150.000 Arbeitskräfte. Um den Abgang von Arbeitnehmern in die Rente auszugleichen, müssten jedes Jahr mindestens 15.000 Menschen nach Sachsen kommen.

Titelfoto: Montage: Christoph Schmidt/dpa, Hendrik Schmidt/dpa

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