Zucker-Preise explodieren! Bäcker sind im Krisenmodus
Chemnitz - Auch das noch: Neben den steigenden Kosten für Energie und Mindestlohn explodieren ab Oktober obendrein die Zuckerpreise. Angekündigt sind Steigerungen von 80 bis 100 Prozent. Vor allem für Bäcker ist dieser Zuckerschock nur schwer zu verdauen.
Auf rund 1000 Euro pro Tonne sollen die Preise steigen. "Zucker gehört neben Mehl zu unseren Hauptrohstoffen. Solche Preissprünge sind für die Handwerksbetriebe nur noch schwer verkraftbar, weil zu viel auf einmal zusammenkommt", sagt Chemnitzer Innungs-Obermeister Wolfgang Meyer (74).
Ihre Rohstoffe beziehen Bäcker und Konditoren zumeist über den Großhandel BäKo. Ben Hartmann, Geschäftsführer der BäKo-Niederlassung Mitteldeutschland, bestätigt: "Die Industrie hat ab Oktober Preissteigerungen um 80 bis 100 Prozent gegenüber dem Vorjahr angekündigt."
Die Bäckereien befinden sich in einer Zwickmühle: "Alles auf die Produkte umzuschlagen, geht gar nicht, weil die Kunden dann ganz auf Industrieware umschwenken", so Innungs-Chef Meyer.
Als Chef der gleichnamigen Chemnitzer Bäckerei versucht er zu sparen, wie viele seiner Kollegen. Er hat in der Hälfte seiner sechs Filialen die Öffnungszeiten gekürzt. Statt 17.30 oder 20 Uhr schließen die Geschäfte schon 14 oder 15.30 Uhr.
Trotzdem stehen Verkäuferinnen oft ohne Kundschaft hinter der Theke. Meyer: "Es ist ganz schwer geworden, wirtschaftlich zu planen, weil das Kaufverhalten der Kunden unkalkulierbar geworden ist. Mal verkauft man neun Brote von einer Sorte, am nächsten Tag nur eins."
Der Obermeister sieht mittlerweile die ganze Zunft in Gefahr: "Wir haben 2009 das Jubiläum 600 Jahre Bäckerinnung in Chemnitz gefeiert. Eine 700-Jahr-Feier wird es nicht mehr geben."
Titelfoto: RGB/Kristin Schmidt