Reichsbürger? Eltern von 23 Kindern verweigern Schulpflicht - trotz Bußgelder

Crimmitschau/Marienberg - Wildwest im Westen des Landkreises Zwickau. Im Crimmitschauer Ortsteil Gablenz verweigern die Eltern von aktuell 23 Kindern die Schulpflicht.

Im Crimmitschauer Landhotel Sperlingsberg unterrichten sich 23 Kinder selbst - unter Elternaufsicht.
Im Crimmitschauer Landhotel Sperlingsberg unterrichten sich 23 Kinder selbst - unter Elternaufsicht.  © Thomas Michel

Die Jungen und Mädchen dürfen sich im "Lern-Reich Sperlingsberg" selbst unterrichten. Es hagelt Bußgelder und jetzt sogar Gerichtsurteile. Doch die Eltern bleiben stur.

Entstanden 2021 während Corona, schicken die Eltern ihre 23 Kinder zum Lernen in die Pension Sperlingsberg. Auf TAG24-Anfrage bestätigt der Landkreis 258 Anzeigen wegen Verletzung der Schulanmeldepflicht. 140 Bußgeldbescheide über je 200 Euro wurden erlassen.

Da die Eltern oft nicht zahlen, landen die Fälle vor dem Amtsgericht Zwickau. Aktuell stehen mehr als 20 Verfahren an. Die ersten Eltern wurden bereits verurteilt, das Bußgeld plus Gerichtskosten zu zahlen.

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Doch die Mütter und Väter wollen ihre Kinder weiterhin nicht in eine reguläre Schule schicken. Sie kritisieren Unterrichtsausfall, frühere Maskenpflicht, fehlende pädagogische Betreuung. Das klappe mit Elternaufsicht besser.

Schulverweigerer gibt es nun auch im Erzgebirge. Dort verurteilte das Amtsgericht Marienberg zuletzt vier Eltern. Höchststrafe: 1070 Euro. Kevin Scheibel (31), Linken-Stadtrat in Crimmitschau, geht von möglichen Reichsbürgern aus: "Die Eltern stellen den Staat verschwurbelt infrage und verbauen ihren Kindern eventuell die Zukunft."

Nach den Corona-Schulschließungen schickten und schicken viele Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Klassen.
Nach den Corona-Schulschließungen schickten und schicken viele Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Klassen.  © Sebastian Kahnert/dpa

Ihm stimmt Linken-Vorsitzender Jürgen Schunn (68) zu: "Ich frage mich, warum der Freistaat nicht richtig eingreift." Kultusminister Christian Piwarz (47, CDU) erklärte, dass das Landratsamt die Verletzung der Schulpflicht ahnden müsse.

Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa, Thomas Michel

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