Report: So viele Rettungsboote haben Kreuzfahrtschiffe wirklich!

Zum Glück gehören Kreuzfahrtschiffe inzwischen zu den sichersten Transportmitteln überhaupt. Und doch quält so manchen Passagier die Frage nach dem Platz auf den Rettungsbooten.

Ein Schiff der berühmten "Kuss-Mund-Flotte".
Ein Schiff der berühmten "Kuss-Mund-Flotte".  © Steffen Füssel

Die Kreuzfahrtschiffe werden immer größer. Auch der Komfort und die Angebote an Board werden im Konkurrenzkampf der Anbieter immer wichtiger. Bleibt da wirklich noch genügend Platz für die Rettungsboote?

Immerhin sind bis zu knapp 3000 Passagiere auf einigen Riesen-Dampfern, dazu kommen noch um die 500 Mann der Crew.

Wolfgang Meyer-Hentrich, der Autor des Buches „Wahnsinn Kreuzfahrt“ bezweifelt, dass es wirklich genügend Plätze für alle Menschen an Bord gibt. "Die Schiffe würden immer größer und voller. Damit gehen die Reedereien ein Risiko ein", zitiert ihn die Berliner Morgenpost. „Viele Passagiere wissen gar nicht, dass es auf den großen Kreuzfahrtschiffen gar nicht genügend Rettungsboote gibt“, sagt Meyer-Hentrich.

Und tatsächlich, der Mann hat recht. Kaum ein Kreuzfahrtschiff hat wirklich genügend Rettungsboote für Passagiere und Crew. Aber: Dafür sollen an Board weitere Rettungsmöglichkeiten für alle anderen Menschen sein.

Deutlich kann man sich das beispielhaft am Schiff AIDAsol machen. Auf beiden Seiten des Schiffes sind in Höhe Deck 5 acht Rettungsboote angebracht. Ergibt insgesamt gerade einmal 16 Boote. Auf dem Schiff sind aber bei voller Auslastung 2686 Passagiere plus 611 Besatzungsmitglieder. Macht zusammen 3297 Menschen, die in einem Notfall auf hoher See gerettet werden müssten.

Wie viele Menschen passen in ein Rettungsboot?

Rettungsboote sind unterschiedlich groß. Aber auf großen Kreuzfahrtschiffen hängen auch große Rettungsboote. 150 Menschen passen hinein. Im Fall des Beispiels AIDAsol ist das so. 16 Boote mit je 150 Menschen darin sind aber gerade einmal 2400 gerettete Menschen.

Was passiert mit den anderen Passagieren?

Platz in Booten ist für sie keiner mehr. Daher müssen für diese Menschen aber ausreichend sogenannte "Rettungsinseln" zur Verfügung stehen. 25 Personen passen je in eine Rettungsinsel, die aufblasbar sind und so an Deck kaum Platz wegnehmen.

In einer erst kürzlich aufgrund des Unglückes der „Viking Sky“ erfolgten Umfrage des "reisereporters", wurde bei den Reedereien konkret nachgefragt.

Flotte Tui Cruises

"Mein Schiff 2" von Tui Cruises.
"Mein Schiff 2" von Tui Cruises.  © DPA

Nicht alle "Mein Schiff"-Passagiere haben Platz in Rettungsbooten. Aber in Kombination mit den Rettungsinseln sind mehr Plätze in Rettungsmitteln da als im maximalen Fall Passagiere an Bord.

Bald aber soll das nicht mehr nötig sein. Die neuen Schiffe Mein Schiff 6 und 7 sollen zu einem riesengroßen Rettungsboot werden. „Save Return to Port“-System nennt sich das.

Flotte Aida

Die AIDAluna, auf der Daniel Küblböck verunglückte.
Die AIDAluna, auf der Daniel Küblböck verunglückte.  © Archiv

Auch hier sind genügend Plätze in Rettungsmitteln da, wenn auch nicht in den Booten. In der Regel sind mindestens 25 Prozent mehr Plätze in Rettungsmitteln, wie Passagiere an Bord. Die 125 Prozent Regel ist gesetzlich vorgeschrieben. Die Rettungsinseln werden aufgeblasen und über ebenfalls aufblasbare Rutschen erreicht.

Flotte Hapag Lloyd Cruises

Die "MS Europa 2" im Hamburger Hafen.
Die "MS Europa 2" im Hamburger Hafen.  © imago images / Stephan Wallocha

Die Kreuzfahrtschiffe von Hapag Lloyd Cruises haben konkrete Angaben, wie viele Menschen in die Rettungsboote passen. Auf der „MS Europa“ passen 900 Menschen in Rettungsboote, auf der „MS Europa 2“ sind es 1150, auf der „MS Bremen“ 360 und auf den drei „MS Hanseatic“-Schiffen je 562. Alle anderen passen wie vorgeschrieben großzügig in aufblasbare Rettungsmittel.

Titelfoto: Steffen Füssel