Umsatzeinbruch und Insolvenz: Chemnitzer Party-König packt aus

Chemnitz - Schock in der Chemnitzer Gastro-Szene: Mit einem Schlag sind seit Dienstag das "Flowpo", die "Absintheria" und der "Hopfenspeicher" dicht. Das gab Inhaber Danny Szillat (37) bekannt (TAG24 berichtete).

Voller Optimismus öffnete Danny Szillat (37) 2016 den "Hopfenspeicher". Die Idee war gut - die Resonanz eher weniger. Jetzt ist der Party-König pleite.
Voller Optimismus öffnete Danny Szillat (37) 2016 den "Hopfenspeicher". Die Idee war gut - die Resonanz eher weniger. Jetzt ist der Party-König pleite.  © Sven Gleisberg

Mit dem plötzlichen Ende stirbt ein Stück Chemnitzer Party-Geschichte: Seit sieben Jahren war vor allem das "Flowpo" beliebter Anziehungspunkt. Pro Woche tummelten sich dort in Glanzzeiten bis zu 2000 Gäste.

2013 öffnete Szillat an der Inneren Klosterstraße außerdem die Szene-Kneipe "Absintheria". Mit Lesungen, Stargästen wie Lucie van Org (46) und Themenpartys versuchte der engagierte Gastronom, Leben in die Gegend rund um den Jakobikirchplatz zu bekommen - vergebens. Auch sein Lieblings-Kind, der 2016 eröffnete Bier-Spezialitäten-Laden "Hopfenspeicher", ist jetzt geschlossen.

Bei TAG24 packt Szillat selbstkritisch aus: "Die Umsätze gingen zurück, irgendwann war es nicht mehr kostendeckend. Außerdem gab es eine Steuerprüfung, nach der es riesige Nachforderungen gab. Ich musste an der Miete sparen, bekam daraufhin die fristlose Kündigung vom Vermieter. Konsequenz ist jetzt die Privatinsolvenz", erzählte er gestern niedergeschlagen. Vermieter ist der Investor Claus Kellnberger (73): "Ich gehe davon aus, dass es kurzfristig mit einem neuen Mieter weitergeht."

Im "Terminal3" wird es jetzt nach dem Aus des "Flowpo" und der Pleite im "Schnitzelparadies" bedrohlich ruhig. Im benachbarten "CityPub" kämpft Mark Bauer (36) seit zehn Jahren, führte den Laden aus den roten Zahlen: "Es ist einfach schade. Gastronomie ist schwer, wir sitzen alle in einem Boot. Hoffentlich kommen neue Nachbarn, damit hier das Party-Leben weitergeht." Kellnberger versichert: "Um das Terminal muss man sich keine Sorgen machen."

Für Party-König Szillat ist das Chemnitzer Kapitel abgeschlossen: "Ich gehe jetzt zurück nach Leipzig. Dort will ich neu anfangen."

Erobert die City zurück!

Kommentar von Ronny Licht

Es sind traurige Signale, welche aus der Innenstadt gesendet werden: Zwei Szene-Kneipen schließen, der Spezialitäten-Laden "Hopfenspeicher" ging auch gleich mit unter.

Sicherlich waren einige Probleme hausgemacht. Aber: Oft genug hat man auch das Gefühl, dass die Chemnitzer ihre eigene Stadt im Stich lassen. Fakt ist eins: Wenn Chemnitz will, pulsiert die City. Das sieht man beim Stadtfest, das sah man kürzlich beim "Hutfestival", das hat der Parksommer 2017 bewiesen. Aber: Entscheidend ist der Alltag. Und in selbigem haben es alle Gastronomen und Partytempel schwer.

Das Bierchen zum Feierabend, der Cocktail abends mit Freunden, das Schnitzel auf der Terrasse - vielen Chemnitzern ist diese Kultur verloren gegangen. Über die Gründe lässt sich trefflich streiten, sicherlich spielt dabei das schlechte Sicherheits-Image der City seit 2015 eine Rolle. Aber: Je voller die Stadt war, desto weniger Platz gab es für Kriminelle und Störenfriede.

Das Signal sollte in Zukunft also sein: Chemnitzer, erobert Euch Eure Innenstadt zurück! Die Kneipen, die Plätze, die Parks, bringt Leben in die Stadt. Auch dienstags oder donnerstags. Nur das kann das Signal für die Zukunft sein.

Für einen der engagiertesten Party-Könige dieser Stadt käme dieses Umdenken zu spät - Danny Szillat verlässt die Stadt. Bleibt nur noch zu sagen: Danke, Danny, für engagierte sieben Jahre in Chemnitz!

Dicht: Hier tanzte Chemnitz durch die Nächte. Das "Flowpo" war ein Hotspot im Nachtleben. Doch auch hier gingen die Gästezahlen nach unten.
Dicht: Hier tanzte Chemnitz durch die Nächte. Das "Flowpo" war ein Hotspot im Nachtleben. Doch auch hier gingen die Gästezahlen nach unten.  © Sven Gleisberg
Dicht: "Hopfenspeicher" und "Absintheria". Der dunkle Szene-Keller kam seit der Eröffnung 2013 trotz vieler Ideen nie wirklich auf einen grünen Zweig.
Dicht: "Hopfenspeicher" und "Absintheria". Der dunkle Szene-Keller kam seit der Eröffnung 2013 trotz vieler Ideen nie wirklich auf einen grünen Zweig.  © Sven Gleisberg
Investor Claus Kellnberger (73) sieht die Zukunft des "Terminal3" optimistisch, hofft auf neue Mieter.
Investor Claus Kellnberger (73) sieht die Zukunft des "Terminal3" optimistisch, hofft auf neue Mieter.  © Peter Zschage
Das "Terminal3" galt lange als Party-Meile in der City. Eins der Herzstücke, das "Flowpo", ist jetzt dicht.
Das "Terminal3" galt lange als Party-Meile in der City. Eins der Herzstücke, das "Flowpo", ist jetzt dicht.  © Sven Gleisberg