Kommt der Feiertag zum Frauentag jetzt auch in Sachsen?

Dresden/Chemnitz - Es ist Frauentag! Für alle Berlinerinnen (und Berliner) bedeutet das erstmals: frei wegen Feiertag. Nicht so in Sachsen. Aber bleibt das so?

8. März: In Berlin erstmals ein Feiertag, und in Sachsen?
8. März: In Berlin erstmals ein Feiertag, und in Sachsen?  © dpa/Jens Wolf

"Ein Feiertag wäre ein deutliches Zeichen dafür, dass auch Sachsen bereit ist, mehr für Frauen zu tun als hübsche Blümchen und erwärmende Sprüche", sagt Susanne Köhler (57), Vorsitzende des Landesfrauenrates.

Doch damit ist die Rechtsanwältin fast allein auf breiter politischer Flur. So sagt Pia Hamann (57), die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Chemnitz: "Meines Erachtens trägt die Einführung eines Feiertages ,Internationaler Frauentag' nicht zur Förderung der Chancengleichheit bei. ... Und die Anerkennung der Leistungen von Frauen würde wieder einmal auf einen Tag im Jahr reduziert."

Ähnlich Katja Meier (39) von den Grünen im Landtag: "So sehr ich mir den 8. März als Feiertag wünsche, muss ich doch einsehen, dass Sachsen durch das Festhalten am Buß- und Bettag mit elf gesetzlichen Feiertagen schon gut bedacht ist." Sie freue sich aber für die Berliner.

SPD-Chef Martin Dulig (45) gibt etwas zu Bedenken

Susanne Köhler, Vorsitzende von Sachsens Landesfrauenrat.
Susanne Köhler, Vorsitzende von Sachsens Landesfrauenrat.  © Eric Münch

Auch ihre Kollegin Sarah Buddeberg (36) von den Linken sagt, Berlin sende "ein wichtiges Signal". Für eine sächsische Variante kann sie sich aber nicht erwärmen. SPD-Chef Martin Dulig (45) betont: „Die Frage nach neuen Feiertagen stellt sich in Sachsen erst, wenn wir es geschafft haben, die Sächsinnen und Sachsen vom zusätzlichen Beitrag für die Pflegeversicherung für den Buß- und Bettag zu befreien.“

Das findet auch Landes-Gleichstellungsministerin Petra Köpping (60, SPD), sie fordert stattdessen die Wiedereinführung des Hauhaltstages - "neu definiert". Die SPD-Fraktionschefin im Dresdner Stadtrat Dana Frohwieser (42): "Ein Feiertag wäre der Frauentag in Sachsen, hätten wir endlich ein modernes Gleichstellungsgesetz, da ist der Koalitionspartner wortbrüchig geworden."

Die alleinerziehende Chefin der Freien Wähler, Antje Hermenau (54), findet: "Ein freier Tag in der Arbeitswoche ist für eine berufstätige Mutter immer eine Erleichterung. Aber das wäre auch wieder nur ein so tun als-ob." Besser sei gleicher Lohn für gleiche Arbeit.

Pia Hamann (57), die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Chemnitz.
Pia Hamann (57), die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Chemnitz.  © Uwe Meinhold

Fast zwei Drittel in Lohn und Brot: Sachsens Frauen sind die Fleißigsten

Insgesamt etwa 1,8 Millionen Frauen können heute in Sachsen den Internationalen Frauentag feiern. Die Statistiker wissen auch: Im Schnitt bekommen sächsische Frauen mit 31 Jahren ein Kind.

Das erste Mal heiraten sie mit 33 Jahren. In Sachsen sind Frauen häufiger berufstätig als im Bundesdurchschnitt, so die Landesarbeitsagentur. Die Quote lag 2018 bei 64,6 Prozent und damit bundesweit sogar am höchsten.

Die Beschäftigungsquote ist damit im Vergleich zu 2008 im Freistaat um mehr als 13,2 Prozentpunkte gestiegen.

Auffällig ist jedoch auch, dass fast die Hälfte der in Sachsen beschäftigten Frauen in Teilzeit arbeitet und das mittlere Einkommen der vollzeitbeschäftigten Frauen geringer ist als das der Männer.

Mehr als jede Dritte hat einen Führungsjob.

Landes-Gleichstellungsministerin Petra Köpping (60, SPD).
Landes-Gleichstellungsministerin Petra Köpping (60, SPD).  © Holm Helis

Mehr zum Thema Sachsen: