Er überfuhr Ex-Radprofi Rebellin und verletzte ihn tödlich: Deutscher Lkw-Fahrer in Haft

Münster/Vicenza (Italien) - Gut ein halbes Jahr nach dem tödlichen Verkehrsunfall von Ex-Radprofi Davide Rebellin (†51) ist ein deutscher Lastwagenfahrer in Nordrhein-Westfalen verhaftet worden.

Davide Rebellin (†51) ist am 30. November vergangenen Jahres von einem Lastwagen erfasst und getötet worden.
Davide Rebellin (†51) ist am 30. November vergangenen Jahres von einem Lastwagen erfasst und getötet worden.  © Sebastien Nogier/dpa

Der Mann habe sich am Donnerstag in Begleitung seines Verteidigers den Behörden in Steinfurt gestellt, teilte Oberstaatsanwalt Elmar Pleus von der Generalstaatsanwaltschaft Hamm am Samstag auf Anfrage mit.

Zuvor hatten die italienischen Behörden mitgeteilt, dass der Deutsche dank eines europäischen Haftbefehls verhaftet worden sei.

Der Mann soll den ehemaligen Weltklasse-Athleten Rebellin am 30. November nahe dem norditalienischen Ort Montebello Vicentino mit seinem Sattelschlepper bei einer Ausfahrt erfasst und tödlich verletzt haben. Rebellin, der kurz zuvor seine Profikarriere beendet hatte, war auf einer Trainingsfahrt.

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Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, befindet sich der Mann in Auslieferungshaft in Münster. Der Senat des Oberlandesgerichts Hamm prüft, ob ein förmlicher Auslieferungshaftbefehl erlassen wird. Ihm wird Tötung im Straßenverkehr - ein Straftatbestand in Italien - sowie unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen.

Laut EU-Recht hat die deutsche Justiz 60 Tage Zeit, über eine Auslieferung des Mannes an Italien zu entscheiden. Sollte der Beklagte einer Überstellung zustimmen, ist er innerhalb von zehn Tagen nach Italien zu bringen.

Fahrer stieg aus und sah Rebellin, dann fuhr er weiter

Das völlig zerstörte Fahrrad des Verunglückten lässt erahnen, wie heftig der Aufprall gewesen sein muss.
Das völlig zerstörte Fahrrad des Verunglückten lässt erahnen, wie heftig der Aufprall gewesen sein muss.  © IMAGO / ZUMA Wire

Wie die Carabinieri weiter ausführten, hätten Auswertungen der Überwachungskameras am Unfallort, Zeugenaussagen sowie gemeinsame Ermittlungen mit Behörden in Österreich, Slowenien und Deutschland ergeben, dass der Fernfahrer mit dessen Sattelschlepper in den Unfall verwickelt war.

Zudem wurde festgestellt, dass der Mann nach dem Unfall ausstieg, sich dem am Boden liegenden Rebellin näherte, dann aber zurück in die Fahrerkabine stieg und wegfuhr.

Nachdem das Fahrzeug Ende Dezember sichergestellt worden war, seien bei Untersuchungen an der Karosserie Schäden entdeckt worden, die zu einer Kollision mit einem Fahrrad passen, hieß es weiter.

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Zudem stellten die Experten fest, dass nach dem Unfall der Lkw an jener Stelle mit einem starken Reinigungsmittel geputzt worden war.

Rebellin war ein Spezialist für Eintagesrennen und gewann 2004 für das deutsche Team Gerolsteiner innerhalb einer Woche die Klassiker Amstel Gold Race, Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich. 1996 hatte er zudem eine Etappe des Giro d'Italia für sich entschieden.

Später schrieb er negative Schlagzeilen, als ihm Olympia-Silber 2008 in Peking wegen Dopings aberkannt wurde. Nachkontrollen im April 2009 hatten ihn der Einnahme mit dem Blut-Doping-Präparat Cera überführt.

Er wurde für zwei Jahre gesperrt, stritt Dopingvergehen und Betrug bis zuletzt aber stets ab.

Titelfoto: Bildmontage: Sebastien Nogier/dpa, IMAGO / ZUMA Wire

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