Tote Mutter in Weinböhla: Diese Fragen sind noch ungeklärt

Am Funkenteich wurde die Leiche entdeckt.
Am Funkenteich wurde die Leiche entdeckt.  © Ove Landgraf

Weinböhla/Dresden - Das dramatische Schicksal der Katharina K. (†38), die ihren Sohn allein im Wald zur Welt brachte und dabei verblutete (TAG24 berichtete), ging diese Woche vielen Lesern nahe.

Weil es sich hier um ein privates Drama und nicht um eine Straftat handelt, halten sich Polizei und Behörden mit weiteren öffentlichen Informationen zurück. Trotzdem werden - besonders in den sozialen Netzwerken - viele Fragen zu dem Fall gestellt. Fünf der wichtigsten werden hier beantwortet.

Wie geht es dem Kind?

Dem Jungen geht es trotz der tragischen Umstände gut. Er liegt in einem Dresdner Krankenhaus und erhielt auch seinen offiziellen Namen. Eine Amtsvormundschaft musste durch das Jugendamt nicht bestimmt werden, weil sich jemand aus dem familiären Umfeld als Vormund fand und sich um alle weiteren Belange des Kindes kümmert. Es bestehen gute Chancen, dass der Junge wohlbehütet und normal aufwachsen kann.

Katharina K. hatte keine Hilfsmittel für eine Entbindung dabei. Man muss davon ausgehen, dass sie am Funkenteich von der Geburt überrascht wurde.
Katharina K. hatte keine Hilfsmittel für eine Entbindung dabei. Man muss davon ausgehen, dass sie am Funkenteich von der Geburt überrascht wurde.  © Andreas Weihs

Wie lange kann ein Neugeborenes ohne fremde Hilfe überleben?

Auf einen Zeitraum lässt sich das nicht festlegen, Kinderklinik-Chefarzt Axel Hübler vom Klinikum Chemnitz nennt aber begünstigende Umstände: „Das Kind sollte reif und nicht frühgeboren sein, sodass eigenständig Atmung und Herz-Kreislauf-System einsetzen.“ Das war in Weinböhla der Fall. Der Neonatologe: „Desweiteren ist die Umgebungstemperatur entscheidend - eine Auskühlung kann das Neugeborene nicht selbst ausgleichen.“ Dass die Mutter ihr Kind noch in eine Decke wickelte, hat ihm wohl das Leben gerettet.

Wie wichtig ist die Muttermilch und woher bekommt sie nun der Säugling?

Besonders in den ersten Wochen kann keine noch so ausgewogene Babyfertignahrung die Muttermilch ersetzen. Aleyd von Gartzen vom Hebammenverband: „Sie enthält Antikörper und abwehrfördernde Enzyme, sie minimiert Krankheitsrisiken wie Darmerkrankungen und hat positiven Einfluss auf die neurologische Entwicklung.“ Nur noch wenige Städte verfügen noch über eine Muttermilchbank wie das Uniklinikum Dresden, wo jährlich etwa 30 bis 40 Stillende von ihrem Überfluss abgeben.

Die Mutter
hatte sich
sehr auf
ihr Baby
gefreut.
Doch in ihr
Haus nach
Coswig
kehrte sie
nicht zurück.
Die Mutter hatte sich sehr auf ihr Baby gefreut. Doch in ihr Haus nach Coswig kehrte sie nicht zurück.  © Ove Landgraf

Die Mutter hat an diesem Abend offensichtlich nicht mit der Geburt gerechnet und wurde überrascht. Kommt so etwas öfter vor?

Das Risiko, dass der Geburtsvorgang schon Wochen vor dem errechneten Termin einsetzt, steigt mit zunehmendem Alter der Mutter. Cahit Birdir, Leitender Oberarzt der Geburtshilfe am Dresdner Uniklinikum: „Es gibt Vorwehen, die von den Frauen nicht als solche wahrgenommen werden. Und dann kann es sehr schnell gehen.“ In Voruntersuchungen misst man unter anderem die Länge des Muttermundes, um das Risiko einer früheren Geburt einschätzen zu können.

Die Mutter hatte nicht um Hilfe gerufen, obwohl sie ihr Handy dabeigehabt haben soll. War sie durch den Blutverlust ohnmächtig geworden?

Cahit Birdir, Leitender Oberarzt der Geburtshilfe am Dresdner Uniklinikum: „Darüber kann man nur spekulieren. Es gibt vielfältige Komplikationen, bei denen das Blut wie aus dem Wasserhahn fließt.“ Das passiert etwa bei manchen Fehllagen des Mutterkuchens (Placenta praevia) oder einer Gebärmutter-Ruptur. Auch ein Scheidenriss oder bestimmte Formen des Dammrisses verursachen sehr starke Blutungen. Birdir: „Man kann den Gebärenden im Notfall nur wünschen, dass sie in der Nähe einer Klinik sind. Da kann man sie fast immer retten.“