Wie konnte der Parkbahn-Mitarbeiter jahrelang ein Kind missbrauchen?

Triste Stimmung am „Bahnhof Zoo“: Derzeit hat die Parkeisenbahn Winterpause.
Triste Stimmung am „Bahnhof Zoo“: Derzeit hat die Parkeisenbahn Winterpause.  © Norbert Neumann

Dresden – Missbrauchs-Skandal bei der Parkeisenbahn. Nachdem das Drama bekannt geworden war (TAG24 berichtete), reagierte nun die zuständige Schlösserland GmbH. Am Dienstag kündigte der Staatsbetrieb ein „Kinderschutzkonzept“ an.

Das eigentliche Thema aber bleibt: Wie konnte es passieren, dass sich ein Parkbahn-Mitarbeiter offenbar über Jahre an einem heute 17-jährigen Jungen verging?

Bekannt wurde die diesen April gestellte Strafanzeige bei Schlösserland im Mai. Doch erst ein halbes Jahr später erfuhren die Eltern der über 200 Parkeisenbahner von dem sexuellen Missbrauch.

Schlösserland-Chef Christian Striefler (54) verteidigt sich: Der Vorfall sollte „vernünftig kommuniziert“ werden, was eine „gewisse Zeit“ braucht. Auch spricht er von der Rücksicht auf das Opfer und davon, dass „von dem Beschuldigten keine Gefahr mehr ausgehen kann“. Der nahm sich nach seiner Entlassung das Leben. Einzig die 24 Jugendleiter waren informiert.

Robert Böpple, Leiter der Parkeisenbahn (l.), und Schlösserland-Chef Christian Striefler (r.) zeigten sich am Dienstag sichtlich betroffen.
Robert Böpple, Leiter der Parkeisenbahn (l.), und Schlösserland-Chef Christian Striefler (r.) zeigten sich am Dienstag sichtlich betroffen.  © Norbert Neumann

Heike Mann von "Shukura", der AWO-Fachstelle zur Prävention sexualisierter Gewalt, die am Konzept mitarbeitet, gibt zu: "Das ist nicht ganz optimal gelaufen." Sie bestätigt, dass es die Familie des Opfers war, die Druck gemacht hatte, das Thema zu kommunizieren.

Dabei kam auch heraus: Das Opfer wurde offenbar nicht nur in den Modellbahn-Räumen der Parkeisenbahn missbraucht, sondern auch bei privat organisierten „Exkursionen“.

Die Parkeisenbahn-Verantwortlichen wurden von den Vorgängen offenbar selbst überrascht. Der Beschuldigte (+38) war lange Jahre bei der Dresdner Jugendinstitution, zuletzt als Bahnhofleiter und im Förderverein aktiv. Ein Jugendleiter-Zertifikat besaß er nicht, aber er hatte ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt - ohne Eintragungen.

In zwei Jahren soll das Schutzkonzept, stehen: Eine Steuergruppe, eine Risikoanalyse und Fortbildungen sind geplant. Der Haupttatort - das Ausbildungsgebäude an der Ostra-Allee - hat nun ein Anmeldeportal zur Kontrolle. Die Unsicherheit bleibt: "Wir können nicht ausschließen, dass es weitere Fälle gibt", so Heike Mann.

Titelfoto: Norbert Neumann