Traurige Entwicklung: Antisemitische Straftaten in NRW stark gestiegen

Von Volker Danisch

Düsseldorf - Die Zahl antisemitischer Straftaten ist in Nordrhein-Westfalen erneut deutlich gestiegen - auf fast 700 Fälle im vergangenen Jahr.

Am Montag wurde der sechste Bericht der Antisemitismusbeauftragten in der Düsseldorfer Staatskanzlei vorgestellt.
Am Montag wurde der sechste Bericht der Antisemitismusbeauftragten in der Düsseldorfer Staatskanzlei vorgestellt.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Das sind 148 oder 27 Prozent mehr als 2023, wie die Landesbeauftragte für die Bekämpfung des Antisemitismus, Sylvia Löhrmann (68, Grüne), erklärte.

Zugleich haben die gemeldeten antisemitischen Vorfälle unterhalb der Strafbarkeit, wie bereits bekannt, um 276 Fälle oder um 42 Prozent auf 940 zugenommen.

"Das sind die Zahlen, wir reden von Fällen. Aber wir müssen uns im Grunde klarmachen, was das eben bedeutet für die Menschen. Das bedeutet im Extremfall Tod, es bedeutet Aggression, es bedeutet Hetzte", erklärte Löhrmann.

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Das Vertrauen der Betroffenen in den Staat und die Gesellschaft werde auf eine sehr große Probe gestellt. Die Betroffenen seien vielfach deutsche Staatsbürger.

Sylvia Löhrmann (68, Grüne) ist seit 2024 Landesbeauftragte für die Bekämpfung des Antisemitismus in Nordrhein-Westfalen.
Sylvia Löhrmann (68, Grüne) ist seit 2024 Landesbeauftragte für die Bekämpfung des Antisemitismus in Nordrhein-Westfalen.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Grünen-Politikerin Sylvia Löhrmann befürchtet "Retraumatisierung der dritten und vierten Generation"

Löhrmann verwies zudem auf Äußerungen von Betroffenen in dem Jahresbericht: Es finde eine Retraumatisierung der dritten und vierten Generation statt, heißt es etwa darin. Großväter hätten aufgrund der Erfahrungen in der NS-Zeit beispielsweise gesagt, man solle sich nicht als Jude zu erkennen geben.

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus NRW hatte bereits berichtet, dass neben einem Fall von extremer Gewalt 18 Angriffe, 22 Bedrohungen, 61 Sachbeschädigungen, 56 Massenzuschriften, 228 Versammlungen, fünf Diskriminierungen und 549 Fälle von verletzendem Verhalten registriert wurden.

Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa

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