Hohe Kosten für Rettungseinsätze: Städte machen Druck - "Gefährden das Leben von Menschen"

Von Marc Herwig

Köln/Essen - Im Streit um den hohen Eigenanteil, den Patienten womöglich bald für Rettungseinsätze zahlen müssen, fordern mehrere Rathauschefs schnelle Hilfe von Bund und Land.

Kölns Oberbürgermeister Torsten Burmester (62, SPD) erwartet von Bund und Land, "dass sie kurzfristig eine gesetzliche Lösung schaffen".  © Thomas Banneyer/dpa

"Die Entscheidung, einen Rettungswagen für sich selbst oder auch für andere hilflose Personen zu rufen, darf nicht von der finanziellen Lage der Betroffenen bestimmt werden", sagte Kölns Oberbürgermeister Torsten Burmester (62, SPD) der Deutschen Presse-Agentur. "Ich erwarte von Bund und Land, dass sie kurzfristig eine gesetzliche Lösung schaffen."

Menschen dürften sich keine Sorgen machen müssen, auf Kosten von mehreren Hundert Euro sitzenzubleiben, wenn sie den Rettungsdienst brauchen, sagte Burmester. "Im Zweifel gilt es, die 112 zu wählen", betonte er. "Wir dürfen keine Situation schaffen, in der Menschen in kritischen gesundheitlichen Situationen zögern. Sonst gefährden wir die Gesundheit und das Leben von Menschen."

Viele Kreise und Großstädte in Nordrhein-Westfalen verhandeln im Moment mit den Krankenkassen über die Kosten für den Rettungsdienst im kommenden Jahr.

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Die gesetzlichen Kassen haben angekündigt, einen bestimmten Teil der Kosten nicht mehr zu übernehmen.

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Wer zahlt für Fehlfahrten?

Wenn ein Patient einen Herzinfarkt oder Atemnot hat, muss es schnell gehen. Aber was, wenn Menschen sich den Rettungseinsatz bald nicht mehr leisten können?  © Fabian Strauch/dpa

Konkret geht es um sogenannte Fehlfahrten, die entstehen, wenn ein Rettungswagen gerufen wird, letztlich aber kein Patient ins Krankenhaus kommt. Nach Angaben der Kommunen machen solche Fahrten bis zu 25 Prozent aller Einsätze aus. Geld bekommen die Träger der Rettungsdienste - also Städte und Kreise - für solche Fehlfahrten nicht, Kosten entstehen aber trotzdem.

Die Stadt Essen hatte deshalb als erste in NRW angekündigt, sie müsse den Betrag umlegen und Patienten künftig rund 267 Euro Eigenanteil pro Rettungseinsatz in Rechnung stellen. Andere Kommunen haben ein ähnliches Vorgehen angekündigt, aber noch keine konkreten Zahlen genannt.

Wieder andere Kommunen wie die Stadt Köln haben ihre Gebührenkalkulation für den Rettungsdienst so überarbeitet, dass sie doch noch auf eine Einigung in den Verhandlungen mit den Krankenkassen hoffen - dadurch bleiben die Kommunen aber teilweise selbst auf den Kosten für Fehlfahrten sitzen.

Krankenkassen sehen keinen Spielraum - Gesundheitsminister Laumann will vermitteln

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (68, CDU) will versuchen, in dem Konflikt zu vermitteln.  © Federico Gambarini/dpa

Die gesetzlichen Krankenkassen argumentieren, die Rechtslage lasse ihnen gar keinen Spielraum: Sie dürften nur für Kosten aufkommen, die für die Versorgung ihrer eigenen Versicherten entstehen, schreiben sie in einer gemeinsamen Stellungnahme. Sonstige Kosten - etwa für Fehlfahrten von Rettungswagen - müssten die Kommunen selbst tragen.

Vor allem aber fordern die Krankenkassen eine Reform des Rettungsdienstes in Nordrhein-Westfalen. Es müsse "deutlich effizientere und schlankere Strukturen" geben - das würde auch Kosten sparen.

Das NRW-Gesundheitsministerium hatte zuletzt mitgeteilt, man betrachte den Streit zwischen Kommunen und Krankenkassen "mit großer Sorge". Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (68, CDU) will versuchen, in dem Konflikt zu vermitteln. Eine eigene Zuständigkeit sieht das Ministerium bei sich aber nicht.

Das Problem seien veraltete Bundesgesetze, die nicht mehr dem Leistungsangebot eines modernen Rettungsdienstes entsprächen, sagte ein Ministeriumssprecher.

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