Steuerfahnder jagen Influencer: Entgehen dem Staat jährlich Millionen?

Von Oliver Auster

Düsseldorf - Seit dem 1. Januar dieses Jahres jagen Steuerfahnder gezielt nach "Content Creatorn", um umgangene Steuern einzutreiben. Einige der Influencer bekommen deshalb schon weiche Knie.

Sie hat im Kampf gegen Steuerkriminalität das Sagen: Stephanie Thien (60).
Sie hat im Kampf gegen Steuerkriminalität das Sagen: Stephanie Thien (60).  © Rolf Vennenbernd/dpa

Tatsächlich haben die Steuerfahnder Influencer schon länger auf dem Schirm. Allein im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen laufen nach Angaben des Finanzministeriums aktuell rund 200 entsprechende Steuerstrafverfahren.

Durchschnittlich geht es bei denen laut Ministerium "um einen hohen fünfstelligen steuerlichen Fehlbetrag, in Einzelfällen auch um Fehlbeträge in Millionenhöhe."

1200 Expertinnen und Experten für die Bekämpfung von Steuerbetrug, Geldwäsche und Cybercrime arbeiten seit Jahresbeginn zusammen - auch wenn sie über das Land verteilt sind. "Es gibt so vieles, was da passiert, womit die Influencer Geld verdienen oder wovon sie einen geldwerten Vorteil haben", sagt Task-Force-Chefin Stephanie Thien (60).

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Nur: Versteuert wird davon oft wenig bis nichts - "etliche Content Creator haben nicht mal eine Steuernummer".

Sind viele der Umzüge ins Steuer-Paradies Dubai nur Fake?

Für ihre Arbeit sind die Fahnder einen Großteil der Zeit auf Social Media aktiv.
Für ihre Arbeit sind die Fahnder einen Großteil der Zeit auf Social Media aktiv.  © Alicia Windzio/dpa

Die Task-Force-Fahnder sind als fleißige Zuschauer bei Instagram oder TikTok unterwegs. Die Fotos und Videos dort werden mit der Steuer abgeglichen. Zeigt eine Influencerin die teure Handtasche, die sie von einem Hersteller geschenkt bekommen hat, muss er auch die bei der Steuer angeben. Wenn nicht - sucht man bei ihm nach vergleichbaren Fällen.

Die Steuerfahndung in Bonn war schon während der Pandemie auf dieses Phänomen gestoßen, inzwischen geht das LBF mit seiner geballten Macht dagegen vor.

Zahlreiche Influencer haben sich inzwischen offiziell nach Dubai abgemeldet. In dem Wüstenstaat zahlt man keine Einkommenssteuer. Das LBF ist auf Agenturen gestoßen, die den Umzug nach Dubai als Dienstleistung anbieten - wobei man oft nicht so sicher sein kann, ob die Influencer wirklich ihre Zelte in Deutschland abreißen.

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Oder ob das Auswandern - wie so vieles in ihrer Welt - nur Fake ist. Auch darauf haben die Fahnder ein Auge: Sind das Palmen unter der arabischen Sonne oder filmt sich jemand im heimischen Garten in Köln? Auch das ist der "schöne Schein", von dem Thien bei Influencern spricht.

Titelfoto: Bildmontage: Alicia Windzio/dpa, Rolf Vennenbernd/dpa

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