Annaberg-Buchholz - Schock im Erzgebirge: Plötzlich steht die Region um Annaberg-Buchholz wieder auf der Auswahlliste für ein nationales Atommüll-Endlager. Aber auch andere Standorte in Sachsen sind möglich.
Als die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) jetzt ihren aktuellen Zwischenstand bei der Suche nach einer Endlagerstätte für Atommüll veröffentlichte, staunte OB Rolf Schmidt (65, Freie Wähler) nicht schlecht.
Eigentlich sei die Region schon vom Tisch gewesen, so Schmidt gegenüber TAG24: "Ich weiß gar nicht, wo das wieder herkommt."
Das Erzgebirge um Annaberg, Marienberg, Olbernhau und Seiffen ist eine von vier Regionen im Freistaat, die die Experten nach aktuellem Stand für geeignet halten, den Atommüll für die nächsten eine Million Jahre aufzunehmen. Auch Rechenberg-Bienenmühle und Altenberg, ein Streifen östlich von Freiberg und ein Gebiet von Bautzen bis in den Landkreis Görlitz, sind weiter im Rennen.
Für das Teilgebiet zwischen Laußnitz und Hoyerswerda (beide Landkreis Bautzen) steht eine endgültige Entscheidung noch aus.
Laut Bundesgesellschaft für Endlagerung gibt es "keine Gebiete, die schon mal ausgeschlossen waren"
Die Suche ist wegen der Strahlung emotional hochexplosiv. "Es ist ein sensibles Thema, was Menschen bewegt", sagt Sven Krüger (51, parteilos), Landrat in Freiberg.
Rundweg abgelehnt wird das Lager in Hoyerswerda. OB Torsten Ruban-Zeh (62, SPD): "Das Deutsche Zentrum für Astrophysik wird in unserem näheren Umfeld ein Untergrundlabor in den Lausitzer Granit einbringen und steht im europäischen Wettbewerb zum Einsteinteleskop." Das Endlager im selben Gestein würde dies konterkarieren.
Also doch Annaberg? OB Schmidt hält das wegen der geologischen Störungen für wenig wahrscheinlich. Aber warum ist die Region dann wieder auf die Endlager-Liste gerutscht?
"Wir haben keine Gebiete, die schon mal ausgeschlossen waren, wieder reingenommen. Da muss sich der Bürgermeister irren", erklärt dazu eine BGE-Sprecherin. Bis zu einer Entscheidung ist noch Zeit. Erst 2050 soll der Standort feststehen.