Krimi-Autorin auf Spurensuche: So spannend sind Spitznamen der Erzgebirgs-Orte

Zwickau - Wer im Erzgebirge aufgewachsen ist, weiß: Kaum ein Ort kommt ohne liebevolle, spöttische oder völlig absurde Spitznamen aus. Dass hinter diesen Bezeichnungen oft spannende, lustige und manchmal auch historische Geschichten stecken, zeigt Krimiautorin Claudia Puhlfürst (62) in ihrem neuen Buch "Blachmannle und Hodrlumpen - Von Spitznamen und anderen Kuriositäten im Erzgebirge".

Nach monatelanger Recherche hält Autorin Claudia Puhlfürst (62) ihr Buch "Blachmannle und Hoderlumpen" in den Händen.  © Uwe Meinhold

"Ich bin im Erzgebirge verwurzelt und die Region kommt oft in meinen Geschichten vor", erzählt die Zwickauerin.

"Ich wurde vom Verleger gefragt, ob ich Lust hätte, so etwas zu schreiben. Erst hatte ich Bedenken, ob ich genug Material finde. Aber dann hat es mich richtig gepackt."

Was Puhlfürst dann ausgräbt, ist oft zum Brüllen komisch. Etwa "Zammnämschn" - so nennen die Nachbarn Leute aus Hormersdorf. Oder "Mondputzer" - ein Titel, den sich gleich zwei Orte teilen: In Grumbach polierten Handwerker silberglänzende Münzen mit Mondprägung.

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In Zschorlau hingegen soll ein Trunkenbold versucht haben, die Spiegelung des Mondes aus einer vereisten Pfütze zu schrubben.

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Mit Herzblut und Recherche

Claudia Puhlfürst am Ortseingang von Zschorlau - das Dorf der "Mondputzer".  © Uwe Meinhold

"Ich habe gedacht, vielleicht können sich auch mal Auswärtige ein bisschen weiterbilden", meint Puhlfürst lachend.

"Es ist kein Reiseatlas, sondern ein unterhaltsames Buch mit vielen Zusatzinfos. Ich wollte zeigen, wie kreativ, frech und liebevoll diese Region mit Sprache umgeht."

Monatelang hat sie recherchiert, ein altes Sachbuch als Grundlage genommen, Leser aufgerufen, ihr Spitznamen samt Herkunft zu schicken.

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"Und dann wurde es immer spannender. Ich habe mich da richtig reingefuchst und war manchmal selbst erstaunt, was da alles zusammenkam."

"Blachmannle und Hodrlumpn" ist erschienen bei Paperento und kostet 16 Euro.

Vom "Sapper" bis zum "Hodrlumpn"

Für die Recherche zu ihrem Buch über Ortsspitznamen im Erzgebirge hatte die Schriftstellerin eine Übersicht angelegt.  © Uwe Meinhold

Die "Zammnämschen" aus Hormersdorf: "Das 'Zusammennehmen' bedeutet 'geizig'. Ich fand das so lustig, weil dort angeblich sogar Katzen ein Sparbuch haben", erklärt Claudia Puhlfürst.

Die "Sapper" aus Carlsfeld: "Das kommt von diesen Filzhausschuhen. Die ziehe ich selbst im Winter hier auf meinem Landsitz an."

Die "Hodrlumpn" aus Tannenberg: "Ein Hader ist Hochdeutsch ein Wischlappen. Wir haben früher schon gesungen: 'Überall da lofen Hodrlumpn rum.'"

Die "Stoppelrussen" aus Raum: "Da finde ich die historische Seite sehr spannend, als nach dem Zweiten Weltkrieg die Rote Armee kam. Selbst der Orts-Chronist weiß nicht genau, ob das mit dem 'Stoppeln' der Kartoffelfelder oder den kurz geschorenen Köpfen der Besatzer zusammenhängt."

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