Nur wenige Kilometer von Sachsen entfernt: Tschechien plant neues Atomkraftwerk

Tušimice/Erzgebirge - Während Deutschland der Atomkraft wortwörtlich den Stecker gezogen hat, setzen unsere Nachbarn weiter auf Kernenergie. In Tschechien gibt es derzeit Pläne für ein sogenanntes Mini-Atomkraftwerk - nur wenige Kilometer von Sachsen entfernt. Die Grünen im Erzgebirge äußern scharfe Kritik an dem Vorhaben.

Das Mini-AKW soll auf dem Gelände des bestehenden Kohlekraftwerks Tušimice errichtet werden - etwa 17 km von der Grenze zu Deutschland entfernt.
Das Mini-AKW soll auf dem Gelände des bestehenden Kohlekraftwerks Tušimice errichtet werden - etwa 17 km von der Grenze zu Deutschland entfernt.  © Haertelpress

Der tschechischen Energieversorger "ČEZ" plant in Tušimice (bei Chomutov) ein Mini-Atomkraftwerk zu errichten. Brisant: Das Kraftwerk wäre nur etwa 17 Kilometer Luftlinie zur tschechisch-sächsischen Grenze entfernt. Die erste Anlage könnte zwischen 2034 und 2038 ans Netz gehen.

Dabei handelt es sich allerdings nicht um klassisches, großes AKW. Bei dem geplanten Mini-Kraftwerk in Tschechien soll die "Small Modular Reactor" (SMR)-Technologie zum Einsatz kommen. Bedeutet: Die Reaktoren sind deutlich kleiner als in herkömmlichen AKWs, können zudem außerhalb vorgefertigt werden.

Vorteil: Derartige Kraftwerke können schneller und günstiger gebaut werden, sich im Notfall selbst abschalten und stoßen keine CO₂-Emissionen aus. Nachteil: Mini-AKWs sind bisher kaum in Betrieb, es fehlt die Erfahrung. Zudem entsteht dennoch Atommüll.

Die Grünen im Erzgebirge sind entsetzt über die AKW-Pläne in Tschechien. Grünen-Sprecher Ruben Ramirez Cutino äußert scharfe Kritik: "Die SMR-Technologie ist noch nicht ausgereift. Das geplante Kraftwerk birgt ein erhebliches Unfallrisiko, dessen mögliche langfristige Folgen nicht zu unterschätzen sind."

Die sogenannten Mini-AKWs gelten als hochmodern - radioaktiver Müll lässt sich dennoch nicht vermeiden.
Die sogenannten Mini-AKWs gelten als hochmodern - radioaktiver Müll lässt sich dennoch nicht vermeiden.  © Sina Schuldt/dpa
Das AKW soll nur wenige Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze gebaut werden.
Das AKW soll nur wenige Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze gebaut werden.  © Uwe Meinhold

Grünen-Sprecher: "Atomkraft trägt nicht zu langfristig niedrigen Energiepreisen bei"

Die Grünen im Erzgebirge sprechen sich gegen das geplante AKW in Tschechien aus.
Die Grünen im Erzgebirge sprechen sich gegen das geplante AKW in Tschechien aus.  © Sascha Thelen/dpa

Ruben Ramirez Cutino verweist auf die erneuerbaren Energien, die günstiger seien und rasch wachsen würden. Außerdem seien Wind- und Solarenergie deutlich günstiger. "Für einen effektiven Klimaschutz kommt die Atomkraft zu spät und trägt nicht zu langfristig niedrigen Energiepreisen für Industrie und Haushalte bei."

Auch Parteikollegin Heike Schoen warnt vor gravierenden Risiken. "Die dezentral geplante Verteilung von Atomkraftwerken erhöht die Gefährdung bezüglich der Sicherheit des Kernbrennstoffs erheblich. Zudem ist bis heute keine Lösung für eine sichere und nachhaltige Entsorgung des abgebrannten Brennmaterials gefunden worden."

Ob das geplante Mini-AKW in Tschechien wirklich gebaut wird, ist derzeit noch unklar. Vorerst soll geprüft werden, ob ein derartiges Kraftwerk mit dem Umweltschutz vereinbar ist.

Titelfoto: Bildmontage: Sina Schuldt/dpa, Uwe Meinhold, HAERTELPRESS

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