Seit über 32 Jahren! Hobby-Bergmänner legen uralten Stollen wieder frei

Zschopau - Ein halbes Dutzend Hobby-Bergmänner schuftet jeden Samstag im Erzgebirge, um alte Silbererz-Stollen der "Heiligen Dreifaltigkeits-Fundgrube" wieder freizulegen. Gemeinsam fördern sie Woche um Woche tonnenweise Material. Der älteste Kumpel wird bald 90.

Jürgen Feldmann (74) und Christian Dageförde (82) begleiten einen Hunt, der am Seil einer Fördermaschine aus dem Stollen gezogen wird.  © Maik Börner

"Als die Grabung 1992 begann, dachten alle, dass ein paar Meter Schutt beräumt werden müssen und danach der Weg frei ist, um ein Besucherbergwerk einzurichten", erzählt Vereins-Chef Nico Meyer (47). "Wenn wir gewusst hätten, was uns erwartet, hätten wir vermutlich nie angefangen."

Die Bilanz nach gut 32 Jahren: Von geschätzt rund 900 Metern Stollen aus der Zeit zwischen circa 1470 und 1884 sind rund 500 Meter freigelegt.

Dazu drei Radstuben, von denen die mächtigste einst ein zwölf Meter großes Wasserrad beherbergte. "Allein daraus haben wir 900 Tonnen Material nach draußen befördert, was vier Jahre gedauert hat", so Meyer.

Erzgebirge Dieser Klick-Hit aus dem Erzgebirge bekommt eine Fortsetzung

Technik und Material besorgten sich die Altbergbau-Leute, wann immer sich eine Gelegenheit bot: Stahlträger und Eisenrohre für die Sicherung der Stollen beim Abriss von Fabrikruinen, eine Fördermaschine aus einem alten Sägewerk, Hunte zum Transport bauten sie aus Stahlblech selbst.

Die Gleise barg der Verein mit behördlicher Genehmigung aus einem verschlossenen Stollen in Marienberg und bog die benötigten Kurven anfangs mit einem Wagenheber passend: "Wir haben eine einmalige Spurweite von 290 Millimetern", feixt der Vereins-Chef, der seit gut 20 Jahren für eine Bergsicherungs-Firma arbeitet.

Die anderen Mitstreiter sind Klempner, Dachdecker, Logistiker, Totengräber.

Anzeige
Detlef Kühnel (64) mit hölzernen Wasserrohren, die vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammen.  © Maik Börner
Fundstücke wie ein Pulverkästchen und Werkzeuge werden für Besucher im Bergwerk mit Licht in Szene gesetzt.  © Maik Börner

Führungen für Besucher zum Tag des Geotops

Wolfgang Sebald (89) ist der älteste Kumpel im Verein und arbeitet fast jede Woche im Stollen.  © Maik Börner

Auch der ehemalige Maschinenbauingenieur Wolfgang Sebald (89) ist fast jede Woche dabei. "Ich habe das Interesse, brauche die Bewegung und Samstag passt mir ganz gut", meint er ganz trocken, während er in gelber Gummikluft eimerweise Gestein in einen Hunt zum Abtransport füllt.

Weiter vorn sprühen die Kumpel die nächste Schicht Geröll vor dem Abtragen mit Wasser ab. "Damit wir keine Funde zerstören."

Alte Holzröhren, Werkzeuge, Pulverkästchen, Kurbeln, Gefäßscherben - alles, was der Berg freigibt, wird geborgen und in den Gängen für Besucher ausgestellt, die zum Tag des offenen Denkmals und zum Tag des Geotops (beide im September) an Führungen teilnehmen können.

Erzgebirge Zwei Verletzte nach Vorfahrtscrash im Erzgebirge

Alle Infos: altbergbauverein-zschopau.de

Mehr zum Thema Erzgebirge: