Fahrzeugschein digital: Polizisten fehlt die Schulung zur neuen App

Berlin/Dresden - Seit zwei Wochen gibt es den Fahrzeugschein auch papierlos. Möglich macht das eine App. Die Polizei ist darauf nur schlecht vorbereitet, klagt die Polizeigewerkschaft.

Stellten die i-Kfz-App am 6. November vor: Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (57, v.l.), Digitalisierungsminister Karsten Wildberger (56, beide CDU) und Richard Damm (51) vom Kraftfahrtbundesamt.
Stellten die i-Kfz-App am 6. November vor: Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (57, v.l.), Digitalisierungsminister Karsten Wildberger (56, beide CDU) und Richard Damm (51) vom Kraftfahrtbundesamt.  © IMAGO/Political-Moments

i-Kfz-App heißt das kleine Wunderding, das den Fahrzeugschein auf Papier überflüssig macht. Voraussetzung ist, man hat die App auf dem Handy und den Fahrzeugschein mittels Personalausweis und aktivierter Online-Ausweisfunktion (eID) sowie der dazugehörigen PIN hochgeladen.

Der Digitale Fahrzeugschein (DFZ) sei eine Initiative, um bei der Digitalisierung voranzukommen, heißt es aus dem Bundesverkehrsministerium, das die App in Auftrag gegeben hat.

"Das Handy wird häufiger und verlässlicher mitgeführt als Papierdokumente", so der stellvertretende Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft (GdP), Michael Mertens (62).

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Das könne Kontrollen tatsächlich vereinfachen.

Der digitale Fahzeugschein in der i-Kfz-App kann auch mit anderen Fahrzeugnutzern geteilt werden.
Der digitale Fahzeugschein in der i-Kfz-App kann auch mit anderen Fahrzeugnutzern geteilt werden.  © Michael Kappeler/dpa

Fehlende Schulungen: Gewerkschaft fordert "Schulungsoffensive"

Fordert eine Schulungsoffensive für Polizisten: Michael Mertens (62) von der Polizeigewerkschaft GdP.
Fordert eine Schulungsoffensive für Polizisten: Michael Mertens (62) von der Polizeigewerkschaft GdP.  © picture alliance/dpa

Aber: Bislang gibt es keine bundeseinheitlichen Schulungen, wie digitale Dokumente geprüft werden sollen, schimpft Mertens.

Es gebe lediglich ein Informationsblatt, bestätigt das sächsische Innenministerium auf MOPO-Anfrage. Es enthalte etwa Hinweise, worauf bei polizeilichen Kontrollen zu achten ist. "Gesonderte Schulungen wurden nicht durchgeführt", so eine Sprecherin. Die Gewerkschaft fordert deshalb eine "Schulungsoffensive".

Übrigens: Wer ohne Fahrzeugschein, egal ob analog oder digital, erwischt wird, kann mit zehn Euro verwarnt und dazu verdonnert werden, ihn bei einer Polizeidienststelle vorzuzeigen.

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Teil II der Digitaloffensive soll Ende 2026 folgen. Dann gibt es auch einen digitalen Führerschein. In der i-Kfz-App, natürlich.

Die Digitalisierung macht auch vor dem Verkehr nicht halt - egal, ob auf der Autobahn oder im Stadtverkehr. (Symbolfoto)
Die Digitalisierung macht auch vor dem Verkehr nicht halt - egal, ob auf der Autobahn oder im Stadtverkehr. (Symbolfoto)  © imago/Sylvio Dittrich

Und so funktioniert jetzt die Kontrolle

Die Polizei kontrolliert den Fahrzeugschein jetzt auch digital. (Symbolfoto)
Die Polizei kontrolliert den Fahrzeugschein jetzt auch digital. (Symbolfoto)  © Hendrik Schmidt/dpa

Einfacher geht's nicht: Wer in eine Polizeikontrolle gerät, zeigt einfach seinen digitalen Fahrzeugschein auf dem Smartphone vor. "Sie müssen das Handy dafür nicht aus der Hand geben", informiert das Bundesverkehrsministerium.

Um sicherzustellen, dass das Ganze kein Fake ist, kann der kontrollierende Beamte den Fahrer auffordern, mit der App zu interagieren, also sie zu benutzen. Dann können verschiedene „Kacheln“ auf der App ausgewählt werden und die dort hinterlegten Daten (wie Fahrzeug- und Halterdaten) vorgezeigt werden, so das Ministerium.

Wenn dann immer noch Zweifel an der Gültigkeit des digitalen Fahrzeugscheins bestehen, kann die Polizei jederzeit eine Auskunft über das Zentrale Fahrzeugregister (ZEVIS) einholen.

Auch Funklöcher sind definitiv kein Problem: Ist der Fahrzeugschein digital hinterlegt, kann der Nachweis auch offline abgerufen werden.

Titelfoto: Fotomontage: Michael Kappeler/dpa, picture alliance/dpa, IMAGO/Sylvio Dittrich

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