Taubenheim - Eine Familie aus Sachsen wagt den Schritt in ein komplett neues Leben. Haus verkauft, Inventar verkauft, Kinder aus der Schule abgemeldet. Alles, was sie besitzen, passt nun in einen großen Autoanhänger. In wenigen Tagen beginnt ihre Reise um die Welt ...
Den Auslöser gab Mutter Anja Bräuer (49): "Es war ein Sehnsuchtsgefühl, woandershin zu gehen." Ihr Mann Holm (56) war zunächst skeptisch. Doch nach einem beruflichen Umbruch konnte auch er sich ans Auswandern gewöhnen: "Daraufhin hab ich im Dezember zwei Tage lang alles durchgerechnet. Auch, wie es wäre, wenn wir das Haus verkaufen."
Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus (Baujahr 1780) in Taubenheim (bei Meißen) verkaufte sich dann für knapp 770.000 Euro fast von selbst. Für das Paar schwang zunächst mehr Wehmut als Euphorie mit, weiß der Papa: "Es steckt viel Liebe in dem Haus. Ich habe hier jeden Balken geschliffen."
Währenddessen kann es für ihre Kinder Nathan (14) und Helena (8) nicht schnell genug gehen. "Bei denen gilt: lieber heute als morgen", witzelt Holm.
Schon seit diesem Schuljahr bleiben sie dem Unterricht fern. Doch für Schulstoff sorgt ihr Vater als promovierter Philosoph weiterhin: "Wenn man abgemeldet ist, gilt keine Schulpflicht. Ich habe 20 Jahre Lehrer an der Uni ausgebildet und kann den Schulstoff bis zur 12. Klasse abbilden."
Familie Bräuer achtet auf die 183-Tage-Regel
Trotz des finanziellen Puffers werden die Weltenbummler auch weiterhin arbeiten. "Wir wollen ein Online-Business aufbauen. Ich möchte Kurse für Gründer anbieten und Anja wird Yoga-Kurse geben", erklärt der Vater.
Hierfür notwendig: ein Konto. Um das zu bekommen, gründeten sie eine sogenannte britische LLP, also "eine Personengesellschaft in London".
Dank eSIM haben sie unterwegs immer Empfang. Eine internationale Krankenversicherung tut ihren Rest: "Wir zahlen weniger als vorher", so Mama Anja.
Ein Mantra auf ihrem Abenteuer ist die 183-Tage-Regel. "Wenn wir in Europa nie länger als sechs Monate in einem Land bleiben, müssen wir uns dort nicht anmelden und sind nicht steuerpflichtig", erklärt Holm. Anspruch auf staatliche Leistungen haben sie dann jedoch auch nicht.
Familie Bräuer macht als Erstes auf Kreta halt
Los geht's Mitte Oktober mit einem vollbepackten Anhänger: "Bettzeug, Heizungen, Staubsauger, Computer, Drucker, Kleidung, Bastelsachen und vieles mehr. Man muss vorbereitet sein."
Erster Stopp: Kreta. "Im Winter ist das Klima hier ganz nett", freut sich die Mama. Danach soll es für Familie Bräuer weiter nach Montenegro gehen.
Doch es geht nicht nur ums Reisen: "Wir wollen persönlich wachsen, neue Fähigkeiten entwickeln und uns vor Ort engagieren. Denn das ist kein Urlaub, sondern unser neues Leben", betont Papa Holm. Infos: 4nomads.de.