Horst-Case-Szenario! Energieversorger verjagt Storchenpaar von Strommast in Ostsachsen

Radeberg - Überall im Freistaat hegen Störche dieser Tage ihre Nachzucht. Auch in Großröhrsdorf (Landkreis Bautzen) hatte sich ein Paar auf einem Strommast eingenistet. Doch ohne Vorwarnung zerstörte der Netzbetreiber das Nest und vertrieb so die Störche. Die beschauliche Masseneistraße ist in Aufruhr - und die zuständige Behörde prüft ein juristisches Nachspiel.

Der Horst auf dem Strommast an der Masseneistraße wurde von der SachsenEnergie entfernt. Die Störche hatten ihr Zuhause aus zusammengesuchten Ästen und Zweigen gebaut, bis es zerstört wurde.
Der Horst auf dem Strommast an der Masseneistraße wurde von der SachsenEnergie entfernt. Die Störche hatten ihr Zuhause aus zusammengesuchten Ästen und Zweigen gebaut, bis es zerstört wurde.  © Bildmontage: Eric Münch, privat

Nachbarin Regina (71) versteht die Welt nicht mehr. "Was haben manche Leute nur für eine Wut im Bauch, dass sie dieses schöne Naturschauspiel zerstören", schüttelt sie den Kopf.

Jeden Morgen, wenn sie die Haustür ihres schwedenroten Flachbaus öffnete, blickte sie auf das glückliche Storchenpaar. "Der Erste fing schon im Mai an zu bauen." Doch eines Tages war es vorbei.

Wie Stromnetzbetreiber SachsenEnergie auf TAG24-Nachfrage bestätigte, haben sie den Horst auf dem Gewissen.

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"Es bestand eine erhebliche Gefahr für die Versorgungssicherheit. Auch für den Storch selbst war der Standort nicht sicher, da er der Gefahr eines tödlichen Stromschlags ausgesetzt war", erklärt eine Sprecherin. Ein Monteur habe das eierlose Nest händisch entfernt.

Netzbetreiber droht jetzt hohes Bußgeld

Anwohner Thomas Adler.
Anwohner Thomas Adler.  © Matthias Schumann

Eine Frechheit, wie Anwohner Thomas Adler findet. "Die standen schon übereinander! Nachwuchs war in Arbeit", sagt er zu TAG24. Außerdem hätten Störche schon zu Coronazeiten auf demselben Mast "gebastelt". Damals habe der Netzbetreiber das Nest einfach isoliert.

Adler meldete den Fall der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. "Wenn ich als Landwirt im März irgendwo einen Zweig abbreche, werde ich auch angezählt!" Die "Truppe" mache das schließlich nicht zum ersten Mal. Doch auch für sie gelten Regeln.

Die Behörde prüft nun den Fall, wie eine Sprecherin auf TAG24-Nachfrage bestätigte. Denn Störche stehen unter Naturschutz. Vor allem in der Brutzeit.

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SachsenEnergie hätte ihre Pläne eigentlich mit dem Landkreis absprechen müssen. Wegen "Gefahr im Verzug" hatten sie das aber nicht getan. Dem Netzbetreiber droht jetzt ein Bußgeld in Höhe von bis zu 50.000 Euro.

Titelfoto: Bildmontage: privat, Matthias Schumann

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