Meißen - Ein Holzboot, zwei Blechboote - so begann vor genau 100 Jahren eine Geschichte, die heute kaum jemand für möglich halten würde. Am 14. Juli 1925 gründete Fritz Scherfig mit ein paar Mitstreitern die erste Arbeiterbootsabteilung in Meißen. SG Kanu Meißen e.V. heißt der Klub heute.
Doch die Geschichte hatte auch dunkle Kapitel: 1933 wurde das 1929 eröffnete Bootshaus von den Nazis enteignet - ein harter Schlag. Aber die Meißner gaben nicht auf.
1946 holten sie sich ihr Bootshaus zurück. Und das trotz schwerer Zerstörungen. "Die ersten Erfolge nach dem Krieg, das war schon was Besonderes, wenn ich so in die Geschichte schaue", sagt Vereins-Chef Udo Richter (60), der seit 2008 an der Spitze steht.
In den 50er-Jahren starteten erste Slalom-Wettkämpfe - zunächst auf der Elbe, später auf der Triebisch. "Da war's einfach praktischer, weil der Pegel nicht so schwankt", sagt Richter. Heute trainieren hier die Jüngsten - in einem Verein, der Sturm und Fluten überstanden hat.
Zweimal setzte Hochwasser das Bootshaus unter Wasser, etwa 2002 mit 2,50 Meter Pegel im Gebäude. Und trotzdem: Die SG Kanu steht. Und wie!
Verein würde sich über mehr jüngere Mitglieder freuen
Mit Franz Anton brachte sie einen Weltmeister hervor. Und mit Andrea Herzog sogar eine Junioren-Weltmeisterin. "Das war für uns schon der größte Erfolg im Nachwuchsbereich", so Richter stolz.
Aber nicht nur die Stars prägen das Bild - auch die Wasserwanderer sind eine Klasse für sich. Einige der Mitglieder sind über 90 - und paddeln trotzdem noch fleißig mit.
Rund 120 Mitglieder zählt der Verein heute. "Ein paar mehr Jüngere dürften es gerne sein", meint Richter. Zum 100-Jährigen gab es sogar Geschenke.
Befreundete Vereine überreichten einige Präsente als Andenken an ein ganzes Jahrhundert Kanu-Geschichte mit der Hoffnung, dass es noch viele Jahre weitergeht.