Kleine Frauenkirche hat 'nen großen Dachschaden
Riesa - Die Schlosskirche in Tiefenau (Kreis Meißen) mit ihrer Ausstattung von 1717 gilt als Meisterwerk sächsischer Baukunst. Doch nach Weihnachten 2023 brach plötzlich Stuck aus der Decke. Grund: die Klimakrise. Ein Vorbote für viele Kirchen in Sachsen?
Alles in Kürze
- Schlosskirche in Tiefenau hat Dachschaden
- Stuck brach aus Decke heraus nach Weihnachten 2023
- Klimakrise verursacht Risse in Kirchendecke
- Landesamt für Denkmalpflege untersucht Klimaschäden
- Sanierungskosten von 700.000 Euro geplant

"Was wir hier sehen, ist so etwas wie die Dresdner Frauenkirche im Kleinen", strahlt Stefan Reuther (58) im gesperrten Kirchenschiff.
Silbermann-Orgel, Permoser-Stuck, Farben aus dem 18. Jahrhundert: Der Restaurierungs-Chef des Landesamts für Denkmalpflege (LfD) weiß um die Schönheit der "kulturhistorisch vielleicht wichtigsten" Kirche in Sachsen. Seit vorletztem Weihnachten bleibt sie geschlossen.
Denn seitdem ziehen sich Risse durch die Kirchendecke, Stuck brach oberhalb des Altars heraus, verletzte zum Glück niemanden. Heute wird sie von einem Gerüst gestützt. Es herrsche sonst Einsturzgefahr.

Reuther erklärt: Kurz nach der Wende habe man begonnen, das in die Jahre gekommene Dach instand zu setzen. Das damals neu gegründete Landesamt musste aber mit dem arbeiten, was dem "neuen Bundesland" übrig blieb: Stahl. 35 Jahre später rächt sich das.
Landesamts für Denkmalpflege untersucht bereits Gründe der Klimaschäden

"Die heißen Tage nehmen nachweislich zu", so Reuther weiter. Auch die krassen Tag-Nacht-Temperaturschwankungen sorgen dafür, dass sich der Dachstuhl viel stärker erhitzt als das Kirchenschiff. Und so dehnen sich die Stahlträger darin stärker aus, als die Holzkonstruktionen darunter verarbeiten können - die somit allmählich brechen.
Von 700.000 Euro Sanierungskosten werden knapp 440.000 Euro gefördert, den Rest wolle die Landeskirche beisteuern.
Bis zu drei Viertel aller Kirchen in Sachsen haben dasselbe Flachdach wie die Schlosskirche, behauptet Reuther. Dazu kommt, dass oftmals Dämmungen in Kirchendächern entfernt wurden, um sanierungsreife Dachstühle zu entlasten.

Das LfD forscht bereits zu den Umständen der immer häufiger auftretenden Klimaschäden - und testet parallel klimaresistentere Dämmstoffe.
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch