Kontrollen auf beiden Seiten: So läuft jetzt der Verkehr an der Grenze zu Polen
Görlitz - Seit Oktober 2023 wird die Grenze zu Polen kontrolliert, wiesen Grenzschützer tausende Ukrainer, Syrer, Afghanen zurück. Seit dem 8. Mai dürfen sie sogar Migranten mit Asylgesuch abweisen. Derweil blieb die Grenze nach Polen für Deutsche offen - bis Montag! Nun macht auch die polnische Grenzpolizei auf harten Hund: etwa an der Stadtbrücke Görlitz.
Alles in Kürze
- Grenze zu Polen wird seit Oktober 2023 kontrolliert
- Polnische Grenzpolizei kontrolliert nun auch Deutsche
- Kontrollen haben eher symbolischen Wert, sagt Grenzpolizist
- Tausende Migranten wurden bereits zurückgewiesen
- Kilometerlange Staus durch Grenzkontrollen entstanden

Dabei gibt es wohl kaum einen Flüchtling, der freiwillig aus Deutschland nach Polen einreist - Sozialleistungen und Aufnahmebereitschaft sind dort viel geringer.
Die vorerst bis 5. August befristeten Kontrollen haben eher symbolischen Wert, sagt Grenzpolizist Jakob aus Zgorzelec zu TAG24: "Wir machen wie die Deutschen Stichprobenkontrollen und zeigen Präsenz."
Immer wieder hatten polnische Politiker die deutschen Grenzkontrollen kritisiert. Es habe sogar das Gerücht kursiert, dass die Deutschen gezielt Straftäter über die polnische Grenze bringen wollten, erzählt Hotelier François Fritz (65) aus Görlitz.
Er spaziert täglich über die Stadtbrücke, ist mit einer Polin verheiratet und verfolgt die Debatten genau. "Ich glaube nicht, dass die Kontrollen lange andauern werden. Sie sind auf jeden Fall ein Hindernis für die deutsch-polnische Zusammenarbeit."
So empfindet auch Piotr (53), der beim Anblick bewaffneter Grenzwächter in Zgorzelec ausruft: "Das ist einfach traurig! Wir leben doch in Europa."


Grenzkontrollen sorgen für kilometerlange Staus

Andere wie LKW-Fahrer Adrian (31) begrüßen die Grenzkontrollen. "Migration ist gefährlich, die Kontrollen finde ich okay", sagt er beim Passieren der deutschen Grenze Montagvormittag.
Er ist einer von Tausenden, die hier täglich entlangfahren - auf der Autobahnbrücke nach Sachsen kommt es öfter zu kilometerlangen Staus. Nach Polen staute sich am Montag nichts.
"Das könnte sich gegen Ende der Woche ändern, wenn Pendler und LKW-Fahrer heimfahren", überlegt Polizeisprecher Michael Engler (55). Was passiert eigentlich, wenn die deutsche Polizei einen Migranten zurückweist - Polen ihn aber auch nicht aufnehmen will? Dieses Szenario sei bislang nicht eingetreten.
Wie muss man sich eine Zurückweisung überhaupt vorstellen? "Nach der Entlassung aus dem Gewahrsam wird die zurückgewiesene Person an den Grenzübergang gebracht. Das verläuft mehr oder weniger geräuschlos."


Bereits über 600 Migranten an sächsisch-polnischer Grenze zurückgewiesen

676 Mal wurde Migranten an der sächsisch-polnischen Grenze von Januar bis Mai 2025 auf diese Art die Einreise verweigert. Davon stammen die meisten aus der Ukraine, gefolgt von Syrien, Afghanistan und der Türkei.
Ortswechsel zur Görlitzer Autobahnbrücke. Auf dem Seitenstreifen hat sich polnische Grenzpolizei positioniert - mancher Polizist trägt Langwaffen am Oberkörper.
Servicetechniker Günther Krischke (57) fährt mit seinem grauen Kleintransporter einfach daran vorbei - wirkt offenbar nicht verdächtig.
Der Augsburger reist regelmäßig über Sachsen nach Polen und denkt pragmatisch: "Am meisten Sorge macht mir der Stau zurück. Die Polen machen auch nur ihren Job."
Titelfoto: Thomas Türpe