Sachsens Bergwacht im Stress: Immer mehr Kletter- und Wanderunfälle im Gebirge

Pirna - Sie rutschen ab, knicken um oder muten sich einfach zu viel zu: Wanderer und Klettersportler, die immer wieder für Alarm bei der Bergwacht sorgen. Die sächsischen Gebirgsretter mussten in den letzten Wochen zu so vielen Einsätzen ausrücken wie lange nicht mehr.

Da kamen die Bergretter zu spät: Am 19. Juli stürzte ein Kletterer an der Neuen Wenzelwand am Dorn bei Schmilka in den Tod.  © Marko Förster

Vor allem in der Sächsischen Schweiz haben sich in diesem Jahr bereits auffällig viele Kletterunfälle ereignet. Von den bisher 83 Einsätzen der Bergwacht in dieser Region seien die Helfer 25 Mal wegen Unfällen beim Klettern gerufen worden, teilte das Deutsche Rote Kreuz mit.

"Im Verhältnis zu den vergangenen Jahren ist das überdurchschnittlich oft", sagt DRK-Sprecher Kai Kranich (43). Auch tödliche Unfälle waren darunter, wie der des 66-Jährigen, der Mitte Juli von der Wenzelwand in die Tiefe stürzte.

Ob es sich bei der Häufung um einen Trend oder einen Ausreißer handelt, können die Bergretter noch nicht sagen. Fest stehe aber, dass der Klettersport an Beliebtheit zugenommen habe, so Kranich.

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Und je mehr Menschen klettern gehen, desto mehr Unfälle passieren. Dazu komme Überschätzung, weiß Kranich. "Wer in der Boulderhalle klarkomme, kann noch lange nicht in den Bergen sicher klettern."

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DRK-Sprecher Kai Kranich (43) berichtete von 591 Einsätzen seiner Bergretter im ersten Halbjahr.  © Steffen Füssel
Ein Bergretter leitet einen Rettungshubschrauber heran, nachdem am Lilienstein ein 73-jähriger Wanderer zusammengebrochen war.  © Marko Förster

Potenzial von Rodelunfällen wird laut Kranich häufig unterschätzt

Kraxler erklimmen im Bielatal den Chinesischen Turm.  © Thomas Türpe

Sachsenweit ist die Bergwacht im ersten Halbjahr zu 591 Einsätzen gerufen worden. Während im Elbsandsteingebirge Wanderunfälle den Schwerpunkt bilden, sind die Bergretter im Erzgebirge vor allem in den Wintermonaten gefragt, wenn Skifahrer stürzen und Schlittenpartien im Krankenhaus enden.

"Leider wird das Potenzial von Rodelunfällen häufig unterschätzt", sagt Kranich. Dazu komme, dass in Schlitten-Unfälle oft Kinder verwickelt sind.

Zurück zur Sächsischen Schweiz: Hier steht der einsatzstärkste Monat noch bevor. Laut Bergwacht ist das traditionell der Oktober. Kranich: "Besonders Touristen, die nicht aus Sachsen kommen, unterschätzen die hiesigen Mittelgebirge."

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Die Bergwacht schätzt, dass zwei Drittel der Einsätze vermeidbar wären, wenn die Besucher weniger leichtfertig vorgingen. Übrigens: Alle 386 Mitglieder der DRK-Bergwacht in Sachsen engagieren sich ehrenamtlich.

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