Radebeul - Sogenannte Systemsprenger bringen die Jugend- und Eingliederungshilfe an ihre Grenzen. Die Diakonie Sachsen schlägt Alarm.
Sie sind im Durchschnitt 13 Jahre alt und haben oft häufige Wohnungs- und Schulwechsel erlebt. Ihre extremen Verhaltensweisen wie Wutausbrüche, Aggression oder Selbstverletzung sind Reaktionen auf erlittene Traumata.
Nach Einschätzung der Diakonie ticken rund fünf bis neun Prozent der betreuten Kinder so.
"Diese Kinder sprengen nicht das System, sie zeigen seine Schwachstellen", sagt Dietrich Bauer, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Sachsen.
Hinzu kommen vielfältige Belastungen. Die Corona-Pandemie, die Klimakrise und der Ukrainekrieg wirken als Verstärker. Die Inobhutnahmen stiegen 2023 bundesweit auf rund 74.600 Kinder und Jugendliche - ein Plus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr.
"Wir erleben eine systemische Überforderung", so Christin Dörbeck, Referentin für Kinder- und Jugendhilfe der Diakonie Sachsen.
Armut sei der stärkste Risikofaktor. Die Diakonie Sachsen fordert deshalb von Bund und Land, Prävention und Kooperation gesetzlich zu stärken, die psychische Gesundheitsversorgung von Kindern auszubauen und langfristig tragfähige Finanzierungsstrukturen zu schaffen.