Neuerung in der Bundesliga: Werden Balljungs degradiert?

Frankfurt/Main - Im März kannte plötzlich die gesamte Fußball-Nation einen Namen: Noel Urbaniak (15). Der Balljunge bereitete das zwischenzeitliche 2:0 durch Jamal Musiala (22) mit vor. Eine Regelanpassung der DFL könnte solche Szenen in Zukunft verhindern.

Ballkind Noel Urbaniak (15, l.) erlangte durch sein schnelles Handeln Berühmtheit.
Ballkind Noel Urbaniak (15, l.) erlangte durch sein schnelles Handeln Berühmtheit.  © Fabian Strauch/dpa

Es lief die 36. Minute beim Nations-League-Viertelfinal-Rückspiel zwischen Deutschland und Italien.

Während Italiens gesamte Hintermannschaft inklusive Torhüter Gianluigi Donnarumma (26) noch die vorangegangene Chance von Gladbach-Stürmer Tim Kleindienst (29) auswertete und diskutierte, warf Urbaniak Joshua Kimmich (30) den Ball zu. Mit dem schnell ausgeführten Eckball bediente er seinen Bayern-Kollegen Musiala - der ins leere Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 einschob.

Geht es nach der DFL, gehören solche Bilder künftig der Vergangenheit an. Der Ligaverband empfiehlt seinen 36 Profivereinen der Bundesliga und 2. Bundesliga, Ballkinder künftig nur noch als Ballholer und nicht mehr als Spielbeschleuniger oder -Verlangsamer einzusetzen.

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Eine verpflichtende Regeländerung gibt es von der DFL aber nicht. Die Entscheidung, wie die Ballkinder eingesetzt werden, obliegt weiterhin den Klubs.

Leverkusen, Augsburg und Hoffenheim als Vorreiter?

Vorreiter Bayer Leverkusen: In der BayArena platzierten die Ballkinder die Bälle schon in der abgelaufenen Saison nur noch am Spielfeldrand.
Vorreiter Bayer Leverkusen: In der BayArena platzierten die Ballkinder die Bälle schon in der abgelaufenen Saison nur noch am Spielfeldrand.  © IMAGO / Kolvenbach

Mit Vizemeister Bayer Leverkusen, dem FC Augsburg und der TSG Hoffenheim setzten bereits drei Profiklubs in der abgelaufenen auf das Multiball-Konzept, bei dem die Ballkinder die Bälle auf Hütchen am Spielfeldrand platzieren.

Im Allgemeinen folgt der DFL weiterhin den Vorgaben der FIFA, die mindestens acht Ballkinder pro Spiel vorsieht. Diese müssen vom gastgebenden Verein gestellt werden.

Wie aktiv oder passiv Noel und seine Kollegen dabei in Zukunft agieren werden und das Spielgeschehen möglicherweise zugunsten der Heimmannschaft beeinflussen, wird sich zeigen.

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Ebenso fraglich ist, ob die Freiwilligkeit des Konzepts tatsächlich für mehr Fairness und weniger Zeitspiel im Fußball sorgt.

Titelfoto: Fotomontage Fabian Strauch/dpa, IMAGO / Kolvenbach

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