Umzug ins Olympiastadion: Union-Fans kritisieren UEFA, aber ist das der richtige Adressat?

Berlin - Was für ein Fußballabend! 73.000 Unioner strömen ins Olympiastadion, um ihre Mannschaft in der Champions League zu sehen. So viele wie noch nie! Sie sehen ein packendes Fußballspiel mit einem dramatischen Ende. In allerletzte Sekunde gibt Union Berlin noch eine 2:0 aus der Hand, verliert mit 2:3.

Union-Fans haben vor dem Anpfiff eine deutliche Message an die UEFA.
Union-Fans haben vor dem Anpfiff eine deutliche Message an die UEFA.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

In Erinnerung bleibt aber auch die fantastische Stimmung auf den Rängen. Gerade für Hertha-Fans ein schwerer Anblick. Statt in der Alten Försterei zu spielen, zieht der Kult-Klub aus Köpenick für die Königsklasse ins Olympiastadion - und damit in die Spielstätte des erbitterten Stadtrivalen Hertha BSC.

Die Eisernen wollen möglichst jedem Unioner ermöglichen, den Klub einmal live zu erleben.

Wie schon in der Conference League tut Union alles dafür, dass sich die Anhänger auch in Westend wohlfühlen. Die blaue Tartanbahn ist abgedeckt, stattdessen erstrahlt das Olympiastadion in Rot, zudem wehen zahlreiche Union-Flaggen auf dem Dach. Nichts soll an Hertha erinnern.

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Ganz einverstanden sind die Union-Fans mit dem Umzug aber nicht. Sie hätten lieber in der Alten Försterei gespielt.

Kurz vor dem Anpfiff entrollten sie mehrere Banner. Der Adressat: die UEFA.

"You don’t care about the sport – all you care about is money" (Übersetzt: Der Sport ist euch egal, alles was euch interessiert, ist Geld), zierte gut leserlich die Gegengerade. Hinzu kamen zahlreiche Banner der Richtlinien der UEFA. Etwa die Anzahl der erforderten Sitzplätze, Sponsorenplätze oder VIP-Plätze.

Union Berlin hätte Champions-League-Spiele auch in der Alten Försterei austragen können

Auf der Gegengerade listen die Union-Fans, die aus ihrer Sicht unverständlichen UEFA-Regularien auf.
Auf der Gegengerade listen die Union-Fans, die aus ihrer Sicht unverständlichen UEFA-Regularien auf.  © JOHN MACDOUGALL / AFP

Während des Spiels war es dann der Schriftzug "Wir brauchen die Alte Försterei, wie die Luft zum Atem". Ein klares Zeichen: Zumindest die Union-Fans hätten lieber in ihrem eigenen Stadion gespielt.

Auf X (ehemals Twitter) entfachte jedoch schnell eine Diskussion, denn der Eindruck entsteht, als hätte es gar keine andere Möglichkeit gegeben.

Die gab es aber durchaus.

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Die Köpenicker hätten die Champions-League-Spiele auch in der Alten Försterei auszutragen - dann aber unter erheblichen Einschränkungen.

"Komplett lächerlich. Es war der Verein selbst, der sich dazu entschieden hatte, die Mehreinnahmen aus den Spielen im Olympiastadion mitzunehmen. Jetzt auf die UEFA zu zeigen ist peinlich", kritisiert beispielsweise ein User.

Statt der UEFA sollten sie sich lieber an die Vereinsführung wenden.

Das Hauptargument Union, das sich in der Europa League noch gegen das Olympiastadion entschieden hatte, wolle mit der erstbesten Gelegenheit mehr Geld einnehmen, ist so aber auch nicht richtig. Durch die von den Fans kritisieren UEFA-Regularien hätten weitaus weniger Zuschauer als die normalerweise 22.000 Anhänger in der Alten Försterei Platz gefunden.

"Im Kern haben wir mit unserer Entscheidung die Möglichkeit, allen Unionern Karten für diese Spiele anbieten zu können, über die Möglichkeit gestellt, diese Spiele vor einer eher kleinen Gruppe von Unionern an der Alten Försterei auszutragen", erklärte Präsident Dirk Zingler damals. Er dürfte sich bei der Entscheidung bestärkt fühlen.

Die 40.000 Dauerkarten sind schon länger weg - und auch gegen Neapel und Real dürfte es eine volle Hütte werden.

Titelfoto: JOHN MACDOUGALL / AFP

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