Verkehrte Welt in der Alten Försterei: Union kann auch Spektakel und ärgert sich

Berlin - 20 Torschüsse, für Union untypische 65 Prozent Ballbesitz, Passquote von 84 Prozent, 56 Prozent gewonnener Zweikämpfe - die Statistik spricht klar für Union Berlin. Am Ende mussten sich die Eisernen aber mit einem 3:3 begnügen.

Dank Sven Michel (32) hat Union weiterhin alle Chancen aufs Viertelfinale
Dank Sven Michel (32) hat Union weiterhin alle Chancen aufs Viertelfinale  © Andreas Gora/dpa

Dreimal kamen die Eisernen zurück, dreimal machten sie sich aber auch selbst das Leben schwer. "Die Mannschaft hat eine tolle Moral gezeigt, aber wie wir die Tore bekommen haben: So darfst du eine Mannschaft nicht einladen", sagte Urs Fischer (57) nach der Partie.

Was der Schweizer meint: Das 0:1 - ein abgefälschter Schuss von Victor Boniface (22) - fiel aus dem Nichts, dem 1:2 ging ein leichtfertiger Ballverlust von Christopher Trimmel (36) voraus und auch beim 2:3 ließen sich die Eisernen auskontern.

"So einfach darfst du es einem Gegner nicht machen", ärgerte sich Fischer. "Beim zweiten Tor dürfen wir den Ball so nie verlieren. Beim dritten Gegentor laufen wir in einen Konter, obwohl die Aktion eigentlich harmlos ausschaut. Wir haben genügend Spieler hinter dem Ball, nehmen den Gegner aber nicht auf."

Union-Berlin-Blog: Volle Konzentration auf Bochum
1. FC Union Berlin Union-Berlin-Blog: Volle Konzentration auf Bochum

Die Belgier erwiesen sich schon in der Gruppenphase als extrem unbequemer Gegner. Als einzige Gast-Mannschaft gelang ihnen in dieser Saison das Kunststück in der Alten Försterei, als Sieger vom Platz zu gehen. Auch diesmal waren sie nah dran, dies zu wiederholen. Fischers Team ließ sich aber nicht unterkriegen und egalisierte gleich dreimal einen Rückstand.

Union Berlin macht sich in der Europa League selbst das Leben schwer

Saint-Gilloise erwies sich wie schon in der Gruppenphase als unbequemer Gegner.
Saint-Gilloise erwies sich wie schon in der Gruppenphase als unbequemer Gegner.  © Andreas Gora/dpa

Erst zeigte Josip Juranovic (27) seine Freistoßkünste (42. Minute), dann drückte Robin Knoche (30) seinen verschossenen Elfmeter im Nachsetzen doch noch über die Linie (69.), ehe Sven Michel (32) Union weiter hoffen lässt (89.).

"Ich weiß noch gar nicht, wie ich das einordnen soll", überwog bei Knoche wohl mehr Frust als Freude über den späten Ausgleichstreffer Torschütze. "Die individuellen Fehler vor den Gegentoren dürfen so nicht passieren."

Schon gegen Köln präsentierte sich die Defensive ungewohnt fehlerhaft. Anders als der Effzeh wussten die Belgier dies zu bestrafen. Ein Abwehrproblem sieht Fischer aber nicht. "Wir hatten genügend Möglichkeiten, das Spiel für uns zu entscheiden."

Entfremdung mit der Mannschaft? Bundesliga-Coach wohl am Saisonende weg
1. FC Union Berlin Entfremdung mit der Mannschaft? Bundesliga-Coach wohl am Saisonende weg

So oder so ähnlich müsste sich Ajax Amsterdam (1:3) vor knapp zwei Wochen gefühlt haben. Die Statistik sprach zwar klar für die Holländer, doch trotz hohem Aufwand sprang wenig heraus: Die Tore machten die Eisernen. Ein Handelfmeter, ein Torwart-Bock und ein Tor nach einer Ecke besiegelte am Ende das Aus.

Mut macht: Für das Rückspiel ist weiter alles drin. Zudem zeigte sich die Offensive (vier von Spielen ohne Tor) deutlich verbessert. "Ich fand es auch gut, dass die Mannschaft eine Mischung gefunden hat, auch mal versucht hat, eine spielerische Lösung zu finden", freute sich Fischer. Am Donnerstag muss seine Mannschaft dann nur noch besser verteidigen.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

Mehr zum Thema 1. FC Union Berlin: