FC Bayern ohne Glanz zum Titel? "Das Ego muss draußen bleiben"

Bremen - Der FC Bayern München bleibt in der Bundesliga auf Kurs Titelverteidigung. Beim Gastspiel bei Werder Bremen gelingt dem Rekordmeister ein spezieller Sieg. Glänzen kann das Team von Thomas Tuchel (49) jedoch erneut nicht.

Thomas Tuchel (49) hat mit dem FC Bayern München die Meisterschaft fest im Visier. Es ist der einzige Titel, den der Rekordmeister noch holen kann.
Thomas Tuchel (49) hat mit dem FC Bayern München die Meisterschaft fest im Visier. Es ist der einzige Titel, den der Rekordmeister noch holen kann.  © Marcus Brandt/dpa

Der Übungsleiter packte sich allerdings dennoch mit breitem Lächeln jeden nur greifbaren Profi seiner Truppe zur (wohl erleichterten) Umarmung.

Auch den Spielern war die Erleichterung deutlich anzusehen: Trotz einer vor allem im letzten Drittel erneut wenig überzeugenden Leistung haben die Münchner die Hürde beim Lieblingsgegner Bremen genommen und den Druck auf den großen Rivalen Borussia Dortmund am Samstagabend erhöht.

Nach dem hart umkämpften 2:1 im ausverkauften Weserstadion liegen die Bayern nun vier Punkte vor den Dortmundern, die am heutigen Sonntagabend (17.30 Uhr, DAZN) den VfL Wolfsburg empfangen.

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"Enorm wichtig. Wir wussten, wenn wir gewinnen, wird es ein schöneres Wochenende. Die Freude in der Kabine war riesig. Wir haben gejubelt", sagte Torschütze Serge Gnabry (27), der wie schon gegen Hertha BSC den Türöffner gegeben hatte, nach der Partie am Mikrofon von Sky. "Wir haben unseren Job erledigt und uns ein bisschen Polster verpasst."

Die Bayern blieben durch den Erfolg auch im 27. Spiel in Serie (!) gegen die Bremer ungeschlagen und stellten damit eine Bestmarke auf. Der bis heute letzte Werder-Heimsieg gegen die Münchner datiert aus dem Oktober des Jahres 2006.

"Wir sind jetzt am Ende der Saison, da werden keine neuen Sachen erfunden, wir werden keinen neuen Stil erfinden, wir werden keine neue Grundordnung erfinden", erklärte Tuchel zur Herangehensweise der nächsten Wochen. "Das kleine Pflänzchen, das wir uns hier und da holen, das pflegen wir jetzt die Woche und das machen wir Schritt für Schritt."

Der Coach weiter: "In den letzten drei Spielen gibt es jetzt kein Ego mehr. Das Ego muss draußen bleiben. Jetzt geht es nur noch drum, dass wir es über die Ziellinie bringen, das sind wir uns selber schuldig." Es wäre immerhin ein Titel.

FC Bayern München schlägt Werder Bremen - Thomas Müller allerdings erneut zunächst nur Zuschauer

Thomas Müller (33) kam auch beim Gastspiel des FC Bayern München beim SV Werder Bremen einmal mehr von der Bank in die Partie.
Thomas Müller (33) kam auch beim Gastspiel des FC Bayern München beim SV Werder Bremen einmal mehr von der Bank in die Partie.  © Marcus Brandt/dpa

Für den nächsten Erfolg an der Weser mussten die Bayern aber Schwerstarbeit verrichten. Wirklich souverän wirkten die Münchner nicht, wenngleich Tuchel das etwas anders sah. "Wir waren immer souverän bis auf die letzten fünf Minuten aus meiner Sicht. Es war ein gutes Auswärtsspiel, wir hätten es früher zumachen, höher führen können."

In der Kurzfassung: Gnabry brachte die Gäste aus München in Führung, der erst in Durchgang zwei eingewechselte Leroy Sané (27) erhöhte. Der beim Gegner kurz zuvor ins Spiel gekommene Niklas Schmidt (25) ließ die Fans in der hart umkämpften Schlussphase noch hoffen - am Ende vergebens.

Die Titelverteidigung ist für das Starensemble von der Isar damit ein weiteres Stück näher gerückt. Noch drei Siege, dann haben die Bayern und Tuchel die ersehnte Meisterschale in jedem Fall sicher.

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Echten Glanz versprühen die Bayern dabei allerdings weiterhin nicht. Am Osterdeich waren die Gäste zwar von Beginn an drückend überlegen. Allerdings konnte der Serienmeister aus seinem Übergewicht kein Kapital schlagen. Viel zu schleppend und behäbig agierten die Münchner im Spiel nach vorn, sodass Bremen wenig Mühe hatten, dicht gestaffelt zu verteidigen.

Vor allem Gnabry und Star-Neuzugang Sadio Mané (31) enttäuschten erneut. Bayern-Coach Tuchel verzweifelte ein ums andere Mal an der Seitenlinie. Was auch daran lag, dass dem FC Bayern ein echter Stürmer fehlt. Eric Maxim Choupo-Moting (34) wird bereits seit mehreren Wochen schmerzlich vermisst. Anhaltende Knieprobleme lassen einen Einsatz derzeit schlicht nicht zu.

Der Übungsleiter hatte vor der Partie zudem von einer "hauchdünnen" Entscheidung gegen Thomas Müller (33) in der Startelf gesprochen. "Das wird es immer geben bei Bayern München", sagte Tuchel kurz vor dem Anpfiff im Gespräch gegenüber Sky.

"Ich habe Entscheidungen zu treffen, ich bin ein großer Fan von Thomas", führte der 49-Jährige deutlich aus. Er wisse "schon, was ich an ihm habe", so Tuchel. "Es ist alles gut." Es war eine Entscheidung sein, die Müller zu akzeptieren hat, happy wird der Ur-Bayer, der im Verein eine ganz besondere Stellung genießt, mit dieser allerdings aber kaum sein.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

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