"Wenn's vorbei ist, ist es vorbei": Jetzt läuft Müllers Bayern-Countdown

Von Klaus Bergmann und Maximilian Haupt

Orlando (USA) - Thomas Müller (35) dimmt seine sonst kräftige Stimme plötzlich auf leise. Abgekämpft steht das Bayern-Urgestein nach 90 Minuten Schwerstarbeit in der Gluthitze von Charlotte mit Stoppelbart in den Katakomben des "Bank of America Stadiums". Und dann trifft ihn ziemlich unvermittelt diese Frage.

Junger Hüpfer: 25 Jahre lang trug Thomas Müller – durchgängig – das Bayern-Trikot. Sein Bundesliga-Debüt feierte er 2009. (Archiv)  © John MACDOUGALL/AFP

Ob er es im Kopf habe, dass nach dem Ende der Gruppenphase nun jedes Spiel bei der Klub-WM wirklich das allerletzte im Trikot des FC Bayern sein kann?

"Ja klar", antwortet der 35-Jährige: "Aber das weiß ich ja schon länger." Und dann ist er bemüht, das Thema verbal abzuschütteln wie einen Gegenspieler auf dem Fußballplatz.

"Es macht das Spielen trotzdem Spaß. Alles geben macht Spaß. Und wenn's vorbei ist, ist es vorbei!" Wenn es denn so einfach wäre.

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Schon am Sonntag (22 Uhr/Sat.1 und DAZN) kann es so weit sein. Wenn der deutsche Meister in Miami im Achtelfinale auf Flamengo Rio de Janeiro trifft, Brasiliens aktuell stärkste Mannschaft. Müller zum Letzten?

Der Ur-Bayer geht nach 25 Bayern-Jahren auch in ganz persönliche K.o.-Runden beim Turnier in den USA. Aber er will das nicht mit negativen Vorahnungen tun. Gewinnen oder heimfliegen

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Leon Goretzka möchte über Müller-Ende "gar nicht nachdenken"

Hängen auch privat gemeinsam ab: Leon Goretzka (30, l.) und sein langjähriger Team-Kollege und Freund Müller.  © Alexandra Beier/AFP

"Natürlich sind diese Win-or-go-home-Spiele immer kribbelig. Du sitzt ein bisschen auf dem gepackten Koffer. Aber ich bin überzeugt, dass wir noch einige Zeit hier sind."

Der 13. Juli, das WM-Finale im MetLife Stadium bei New York, bleibt der Zielort der Legende. Ein Bayern-Abschiedsspiel auf richtig großer Bühne. "Das Turnier nimmt jetzt Fahrt auf", sagt der 35-Jährige.

Und Flamengo soll nicht zum finalen Stopp werden. Sein 250. Pflichtspieltor für Bayern, das er beim 10:0 gegen Auckland City ekstatisch bejubelte, soll nicht das letzte sein.

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Auch die Teamkollegen, vor allem langjährige wie Leon Goretzka (30), möchten "gar nicht nachdenken" über einen FC Bayern ohne das Unikat Müller. "Ich glaube, sentimental werden wir dann noch früh genug", sagte der Nationalspieler in Charlotte. Die Freizeit in Orlando verbringen die Freunde auf dem Golfplatz.

Müller wird fehlen. Und zwar vielen. Dem Verein. Der Mannschaft. Und auch der Öffentlichkeit. Und den Medien. Der schlagfertige Müller neckt die Reporter auf seiner letzten Bayern-Dienstreise gerne. "Ich bin ein bisschen enttäuscht von deiner Frage", sagt er etwa. Müller beherrscht das Fußball-(Show)Business.

Thomas Müller: Los Angeles und TV-Experte bei der WM 2026?

The final Countdown: Für Thomas Müller (35) endet die Zeit beim FC Bayern München mit der nächsten Niederlage.  © Alexandra Beier/AFP

Was passiert nach der Klub-WM? Müller soll mit einem Engagement bei Los Angeles FC in der Major League Soccer liebäugeln.

Es ist der Partnerklub der Bayern. Und deren Bosse würden das begrüßen. Müller als Münchner Werbefigur auf dem US-Markt.

Allerdings hält der FC Cincinnati die Discovery Rights an Müller. Der Klub aus Ohio hat also ein exklusives Verhandlungsrecht, das ein MLS-Team für einen Spieler erwerben kann, wenn dieser in die Liga wechseln möchte.

Cincinnati müssten die Rechte an Müller also abgekauft werden. Bei Marco Reus (36) war das auch der Fall, als sich der Ex-Dortmunder 2014 LA Galaxy anschloss.

Es könnte auch eine gute Vorbereitung auf die richtige WM der Nationalteams in einem Jahr in den USA, Kanada und Mexiko sein. In der Szene wird gemunkelt, dass der eloquente Müller dann für einen deutschen TV-Sender als Experte arbeiten wird.

Für die Zuschauer wäre das bestimmt ein Gewinn. Aber das ist Zukunftsmusik. Die Gegenwart heißt Flamengo.

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