Wie viel Macht hat die Ultra-Szene? MDR-Doku nimmt Carl Zeiss Jena unter die Lupe
Jena - Die Ultra-Szenen gehören zum festen Bestandteil eines professionellen Fußballvereins. Sie sind die dominierenden Gruppen in den Stadien und stehen für bedingungslosen Support. Doch mittlerweile streben die Fans aus diesem Milieu nach mehr Einfluss.
Alles in Kürze
- Ultra-Szene bei Carl Zeiss Jena hat großen Einfluss.
- Ultras weigerten sich, Stadionsektor zu wechseln.
- Hausverbote verhängt nach Ausschreitungen.
- Ultra-Szene beeinflusste Wechsel von Kay Seidemann.
- MDR-Doku thematisiert Macht der Ultras in Jena.

In der neuen MDR-"exactly"-Dokumentation "Die Machtgier der Ultras" berichtet Journalist Peer Vorderwülbecke aus dem Umfeld von Regionalligist Carl Zeiss Jena und thematisiert den Status der dortigen Ultra-Szene.
Der Thüringer Traditionsverein hat eine einflussreiche Anhängerschaft, die in den vergangenen Jahren mehrmals ihre Machtverhältnisse ausgetestet hat. Zum Beispiel beim Stadionneu- bzw. Umbau. Die Ultras waren im alten Ernst-Abbe-Sportfeld in der sogenannten Südkurve angesiedelt. Nach Fertigstellung des neuen Stadions sollten sie in der Nordkurve der Arena ihr neues Zuhause finden, doch die Szene weigerte sich.
Der Verein gab klein bei und die Gruppierung durfte an Ort und Stelle bleiben, obwohl die Fanlager in der nagelneuen Heimstätte strikt voneinander getrennt werden sollten. Die Ultras bleiben durch ihren verweigerten Umzug somit weiterhin nur wenige Meter vom Gästeblock entfernt, weshalb es seit der Eröffnung des neuen Stadions zu mehreren Auseinandersetzungen zwischen den Jenaer Ultras und Gästefans kam.
Erst kürzlich hat die Stadt Jena 61 Hausverbote für das Ernst-Abbe-Sportfeld verhängt, die meisten gegen Mitglieder der Jenaer Ultra-Szene – eine Reaktion auf die massiven Ausschreitungen am 30. November 2024 beim Spiel Jena gegen Chemie Leipzig mit 79 Verletzten.
Ultra-Szene sorgte für Skandal bei Seidemann-Wechsel

Ein weiteres Beispiel ist die Causa Kay Seidemann (25). Der ehemalige Erfurter war im Sommer 2024 nach Jena gewechselt. Für die Ultras des FCC war Seidemann wegen einer Aktion während seiner Zeit als Spieler des Erzrivalen FC Rot-Weiß Erfurt ein rotes Tuch.
Am Tag der geplanten Vertragsunterschrift machte die Szene derart Stunk, dass der Wechsel vorerst nicht vollzogen werden konnte. In der Nähe des Stadions war damals ein großes Graffiti mit den Worten "Seidemann verpiss dich" zu lesen. Der damalige Cheftrainer Henning Bürger (55) sprach von einem "Skandal".
Jena überdachte daraufhin den Transfers, verpflichtete Seidemann aber dennoch - trotz nachdrücklicher Forderung der Ultras, von dem geplanten Wechsel Abstand zu nehmen. Die Szene zeigte hier deutlich ihren Einfluss.
In der MDR-Reportage wird vor allem die Entstehungsgeschichte des Stadions und das Erstarken der Ultras beleuchtet. Außerdem wird der Frage nachgegangen wie viel Einfluss aus der Kurve legitim ist und wo rote Linien überschritten werden. Der Film ist ab sofort in der ARD Mediathek zu sehen. Am 3. September wird die Dokumentation um 21.15 Uhr im MDR-Fernsehen ausgestrahlt.
Titelfoto: Bildmontage: MDR Mitteldeutscher Rundfunk