Großes Tamtam um Maßnahmen und Konsequenzen in Aue am Ende nur ein Sturm im Wasserglas

Aue - Der FC Erzgebirge Aue wähnte sich nach dem Umbruch in der Vereinsführung im November im Aufbruch. Doch dann kam die Wende.

Die Vereinsführung um Präsident Roland Frötschner (70, M.) hatte Konsequenzen angekündigt. Sportchef Matthias Heidrich (45, r.) kritisierte vor allem Haltung und Einstellung der Mannschaft.
Die Vereinsführung um Präsident Roland Frötschner (70, M.) hatte Konsequenzen angekündigt. Sportchef Matthias Heidrich (45, r.) kritisierte vor allem Haltung und Einstellung der Mannschaft.  © picture point/Sven Sonntag

Flankiert durch die sportlichen Erfolge zu Jahresbeginn herrschte bis vor wenigen Wochen im Lößnitztal beinahe eitel Sonnenschein. Nach fünf Niederlagen in den letzten sechs Pflichtspielen hat der neue Anstrich erste Kratzer abbekommen und die jetzige Klubführung versucht ihre erste Krise zu meistern.

Bei Amtsantritt war viel von Transparenz die Rede. Da passte es ins Bild, dass die Klubführung am Mittwochabend mittels Video eine "Information an Mitglieder und Fans" abgab.

Was auf den ersten Blick schnöde wirkte, barg Zündstoff - vor allem die Analyse von Präsident Roland Frötschner (70): "Zum Ärgernis unserer Fans haben wir die Spiele ohne jeglichen Kampf und ohne jegliche Hingabe verloren. Was wir in den letzten Monaten alles erreicht haben, verspielen wir. Das sehen wir an den Zuschauerzahlen und auch an der Stimmung in den VIP-Räumen bei unseren Sponsoren."

Fokus liegt aktuell beim FCE nur auf dem Klassenerhalt

Die Auer Spieler mussten sich beim Abgang nach dem Spiel gegen Verl einiges von den Fans anhören.
Die Auer Spieler mussten sich beim Abgang nach dem Spiel gegen Verl einiges von den Fans anhören.  © picture point/Sven Sonntag

Die Klubführung forderte intern eine sofortige Kehrtwende ein. Hinter verschlossenen Türen sei Tacheles gesprochen worden. "Es ist eine Aussprache geführt worden unter Männern, die einfach nötig war", betont Vorstand Volker Schmidt (65). Gleichzeitig wurden Maßnahmen und Konsequenzen angekündigt. Das klang straff.

Auf diese ging Sportchef Matthias Heidrich (45) auf der Spieltags-Pressekonferenz am Donnerstagvormittag ein.

Der 45-Jährige bezog dabei deutlich Stellung zur Ergebnis-Krise: "Es geht um Haltung, Zweikampfführung und Einstellung zum Spiel, was der Mannschaft deutlich verklickert wurde. Auf der emotionalen Ebene befinden wir uns in einem sehr großen Abwärtstrend. Den gilt es durch Geschlossenheit und gemeinschaftliches Auftreten zu durchbrechen."

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FC Erzgebirge Aue Zu Hause hui, auswärts pfui: Aue verspielt Aufstieg in fremden Stadien

Es ginge einzig und allein darum, die Klasse zu halten und alles andere unterzuordnen. Heidrich: "Da zählen keine Einzelschicksale, ob der Vertrag ausläuft oder die Option gezogen wurde, sondern den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, der ziemlich groß ist, nämlich der Klassenerhalt."

Neue Ansätze zur Trainingsgestaltung müssen her

Was konkrete Maßnahmen und Konsequenzen anbelangt, muss man sich fragen, ob der Schuss nicht teilweise nach hinten losgeht. Denn da ist vom Einfrieren sämtlicher Verhandlungen bei auslaufenden Spielerverträgen die Rede. Heidrich: "Aktuell finden keine Gespräche statt. Es geht in der jetzigen Phase nicht darum, große Themen anzustoßen." Ob das Leistungsträger mit auslaufenden Papieren wie Dimitrij Nazarov (33), Antonio Jonjic (23) oder Sam Schreck (24) ähnlich sehen?

Die zweite Maßnahme zielt derweil auf die Trainingsgestaltung ab. "Es muss ein anderer Zug rein, eine andere Haltung", fordert der Sportchef. Wenn diese Erkenntnis sechs Spieltage vor Schluss reift, darf man sich glücklich schätzen, bereits bei 39 Punkten zu stehen. Spätestens jetzt war aus dem großen Tamtam der Videobotschaft ein Sturm im Wasserglas geworden.

Aue will sich am Samstag in Elversberg "teuer verkaufen", wie Trainer Pavel Dotchev (57) gemäß der Order der Klubführung betonte. Eines zeigt das halbgare Gebaren: Es rumort im Schacht.

Titelfoto: picture point/Sven Sonntag

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