Becherwürfe am Millerntor! Schiedsrichter muss vor wütenden Fans geschützt werden

Hamburg - Unschöne Szenen am Millerntor! Nach der 0:1-Niederlage des FC St. Pauli gegen den VfB Stuttgart mussten Schiedsrichter Florian Exner (34) und sein Team unter Begleitschutz von Sicherheitskräften in die Kabine gebracht werden.

Schiedsrichter Florian Exner (34) und sein Team musste von Sicherheitskräften und Regenschirmen vor den wütenden St.-Pauli-Fans geschützt werden.
Schiedsrichter Florian Exner (34) und sein Team musste von Sicherheitskräften und Regenschirmen vor den wütenden St.-Pauli-Fans geschützt werden.  © Christian Charisius/dpa

Schon in der Halbzeit, aber erst recht nach Abpfiff waren die Zuschauer am Millerntor außer sich. Als Exner an der Südkurve vorbei in die Katakomben ging, flogen in seine Richtung Pfiffe, unschöne Worte und zahlreiche Bierbecher. Selbst die Spieler fanden deutliche Worte.

"Mir hat heute die klare Linie gefehlt, auf beiden Seiten", erklärte Hauke Wahl (31). "Das Spiel hat wenig Spaß gemacht, weil man nicht das Gefühl hatte, dass da jemand auf dem Platz steht, der das Spiel im Griff hat und Ruhe reinbringt." Vielmehr habe Exner für Hektik gesorgt.

Spätestens als der Schiedsrichter nach VAR-Eingriff auf Elfmeter für Stuttgart und Ampelkarte für Siebe Van der Heyden entschieden hatte, kochte die Stimmung gegen ihn über.

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"Eigentlich waren wir zwei Mann weniger. Was der Schiri gepfiffen hat, ist der Wahnsinn", ärgerte sich Noah Weißhaupt (23). "Die ganzen Fifty-fifty-Situationen, auch bei den Einwürfen, das ist einfach krank."

Vor allem ärgerte er sich, als er in einer Kontersituation klar gefoult worden war, Exner den Vorteil laufen ließ und Sekunden später auf Foul von St. Pauli entschied. Zudem seien viele kleine Aktionen gegen die Hausherren entschieden worden. "Das muss man als Bundesliga-Schiri sehen", wurde der 23-Jährige deutlich.

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Nach der Partie diskutierten nicht nur die Kiezkicker mit Exner (2.v.l.), sondern auch die Stuttgarter Spieler.
Nach der Partie diskutierten nicht nur die Kiezkicker mit Exner (2.v.l.), sondern auch die Stuttgarter Spieler.  © IMAGO / Susanne Hübner

Den Siedepunkt erreichte die Negativ-Stimmung in der Nachspielzeit. St.-Pauli-Keeper Nikola Vasilj (29) hatte sich zunächst über das Stuttgarter Zeitspiel geärgert und Gelb gesehen. Weil er aber nicht aufhörte und höhnisch seinen Daumen in die Luft reckte, sah er Gelb-Rot. Anschließend musste er von seinen Teamkollegen zurückgehalten werden.

"Er wollte den Ball an die Eckfahne legen, damit sie schneller spielen. Ich glaube, er hat dem Schiedsrichter applaudiert und Gelb gesehen und dann den Daumen ausgestreckt. Das war dann Gelb-Rot", beschrieb Kapitän Eric Smith (28) seine Sicht auf die Szene. Mit Blick auf das Regelwerk war der Platzverweis vertretbar, aber "ich glaube, dass Menschen beim Fußballspielen Emotionen haben. Dieses Gespür hatte heute nicht jeder auf dem Platz", gab der Schwede zu bedenken.

Direkt nach Abpfiff machte sich auch Trainer Alexander Blessin (51) auf den Weg zu Exner. "Ich wollte da eher die Spieler schützen, damit nicht noch eine Karte gezeigt wird", sagte er und ärgerte sich ebenfalls über die vielen kleinlichen Entscheidungen.

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"Ich will nicht rumheulen, es gab aber viele Fifty-fifty-Zweikämpfe, die gegen uns gepfiffen wurden. Die Stimmung hat sich dann immer mehr aufgeheizt, weil auch unsere Zuschauer gemerkt haben, dass es in die falsche Richtung geht", beschrieb er die aufgeheizte Stimmung.

Der VfB hingegen habe bei ähnlichen Situationen keinen Pfiff gegen sich bekommen.

"So war nicht nur mein Gefühl, sondern auch das der Spieler und der Fans, auch wenn wir alle eine St.-Pauli-Brille aufhaben", erkannte Blessin, der sich allerdings deutlich auf die Zunge beißen musste. Für den Verein wird diese Partie auf jeden Fall noch ein Nachspiel haben.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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