Hertha BSC: Dardais Tränen und Leistners Geständnis: "Man denkt, man ist auf alles vorbereitet"

Berlin - Es war ein besonderes Fußballspiel. Hertha BSC kommt zum Rückrundenauftakt gegen den Aufstiegskandidaten Fortuna Düsseldorf trotz zweimaliger Führung nur zu einem 2:2. In Erinnerung wird aber weniger das Sportliche bleiben.

Nach dem Spiel überkommen Pal Dardai (47, r.) die Emotionen.
Nach dem Spiel überkommen Pal Dardai (47, r.) die Emotionen.  © Andreas Gora/dpa

Die Berliner haben nach dem überraschenden Tod von Kay Bernstein (†43) einen würdevollen Rahmen geschaffen. Die Alte Dame verzichtete auf die sonst üblichen Rituale. Statt eines Fußballspiels glich es eher einer Gedenkveranstaltung.

Sein Platz blieb leer bzw. nicht ganz. Hertha legte seine blau weiße Jacke - sein Markenzeichen - über den Stuhl. Auf dem Sitz platzierte der Hauptstadtklub ein Foto des verstorbenen Präsidenten, sein Megafon, sowie weiße Rosen.

"In der Mannschaft war eine gewisse Leere. Trotzdem haben wir uns professionell vorbereitet. Der Verein hat uns mit allem, was möglich ist, an Hilfestellungen unterstützt. Als Team haben wir es dennoch gut angenommen", sagte Toni Leistner nach dem Remis zum Rückrundenauftakt.

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Der Kapitän hatte die schwierige Aufgabe, den Spagat zwischen Trauer und den Blick aufs Sportliche hinzubekommen. Dabei mussten sie auch noch auf die Unterstützung der Hertha-Fans verzichten. Der Ostkurve war nicht nach Feiern zumute. Sie blieben weitestgehend stumm, was das Team im Vorfeld schon wusste.

"Man denkt, man ist auf alles vorbereitet, aber dann hört man die Ansprache vom Stadionsprecher. Da musste ich schon die ein oder andere Träne verdrücken. Die ersten fünf, sechs Minuten habe ich komplett mit Gänsehaut gespielt", gab Leistner zu.

Hertha BSC in tiefer Trauer um Kay Bernstein: "Ich glaube, er ist damit unsterblich"

Sein Tor widmete Haris Tabakovic (29) Kay Bernstein.
Sein Tor widmete Haris Tabakovic (29) Kay Bernstein.  © Andreas Gora/dpa

Mit seinen Tränen stand der 33-Jährige nicht allein da. Nach Schlusspfiff kullerten sie auch bei Pal Dardai (47) die Tränen. Arm in Arm stand der Hertha-Coach mit seinen Spielern vor der Ostkurve. Vereint in der Trauer mit den Fans um Kay Bernstein. "Wir sind Menschen. Da darf man Tränen zeigen. Muss man sogar. Das muss raus", sagte der Ungar.

"Ich glaube, er ist damit unsterblich. Weil Kay war ein Mensch, der hat nie gefragt, was ist gut für ihn, immer, was ist gut für Hertha. Für uns ist das schmerzhaft, denn er war eine anfassbare Person. Er hat mit uns gelebt. Deswegen gibt es diesen großen Respekt", legte der Übungsleiter auf der Pressekonferenz nach.

Trotz dieser so schwierigen Situation hatte Dardai sein Team gut eingestellt. Hertha agierte konzentriert und ging durch einen wuchtigen Schuss von Haris Tabakovic (29) verdient in Führung (30. Minute). Ein Tor, das der Cheftrainer im Trainingslager noch angekündigt hatte. Schnurstracks suchte der Torjäger den Weg zur Hertha-Bank, hielt dort das schwarze T-Shirt mit dem Aufdruck "Wir Herthaner in tiefer Trauer" hoch und reckte dann einen Finger zum Himmel.

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Ein stiller Gruß, den auch Derry Scherhant (21) angewendet hatte. Nachdem Fortuna durch Isak Bergmann Johannesson (44.) mit dem ersten Torschuss gleich ausgleichen konnte, besorgte der 21-Jährige postwendend die erneute Führung (45.+1).

In der Trauer vereint: Gemeinsam bauen sich Fans und Spieler nach Schlusspfiff wieder auf.
In der Trauer vereint: Gemeinsam bauen sich Fans und Spieler nach Schlusspfiff wieder auf.  © Andreas Gora/dpa

Marc Oliver Kempf verursacht in vier Minuten zwei Elfmeter

In Hälfte zwei legte Düsseldorf aber den Schalter um und hätte auch noch gewinnen können, weil Marc Oliver Kempf (28) innerhalb von vier Minuten gleich zwei Elfmeter verursachte. Beide Male gegen Niemiec. Den ersten verwandelte Christos Tzolis (50.) noch sicher, beim zweiten versagten jedoch die Nerven. Er setzte den Strafstoß neben das Tor. Somit bleibt Hertha weiter ungeschlagen.

"Es ist schon wichtig, nicht zu verlieren. Wir haben bis zum Schluss gekämpft. Eine Niederlage heute hätte weh getan, auch wenn es wichtigere Dinge gibt als Fußball", so Leistner.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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