Elfer-Zoff bei Hertha: "Wenn das dein größter und sehnlichster Wunsch ist"

Berlin - Vielleicht hatte Fabian Reese (26) ja an die alte (und auch falsche) Fußballweisheit "Der Gefoulte sollte niemals selbst schießen" gedacht, als er sich bei Herthas Heimsieg gegen Kaiserslautern (3:1) vor dem Elfmeter den Ball schnappte und nicht mehr hergeben wollte.

Haris Tabakovic (29) verwandelt den Elfmeter sicher zum 1:0.
Haris Tabakovic (29) verwandelt den Elfmeter sicher zum 1:0.  © Andreas Gora/dpa

Sekunden zuvor wurde Haris Tabakovic (29) im Fünfmeterraum - bereit zum Einschieben - unsanft von den Beinen geholt. Während der VAR-Überprüfung nutzte Herthas Top-Torjäger die Zeit und diskutierte mit seinem liebsten Vorlagengeber.

Eigentlich wechseln sich beide immer ab. So war Reese wieder an der Reihe. Fluppe aber hat sich noch was vorgenommen: Er will die Torjägerkanone.

"Er war dran, ja, aber ich habe höflich gefragt und ich denke, am Ende von der Saison, wenn es bei mir noch um etwas geht ...", sagte Tabakovic nach dem Spiel.

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Am Ende überließ Reese dann tatsächlich dem Knipser den Ball - wenn auch erst nach längerem Zureden. "Wir haben beide irgendwo auch ein Ego, man will treffen und Scorerpunkte sammeln, aber ich will da am Ende oben stehen. Deswegen wollte ich ihn schießen."

Fabian Reese will nächsten Elfmeter schießen

Haltungsnote eins: Fabian Reese trifft wunderschön zum 3:1.
Haltungsnote eins: Fabian Reese trifft wunderschön zum 3:1.  © Andreas Gora/dpa

Herthas Unterschiedspieler zeigte Herz und überließ ihm tatsächlich den Elfmeter. "Jeder von uns ist ein Wettkampftyp, ultra ehrgeizig. Ich glaube, das ist in neun von zehn Fällen extrem zielführend und auch in dem Moment wollten einfach beide das Tor machen und die Verantwortung übernehmen, dem Team zu helfen", sagte der Flügelflitzer.

"Im letzten Moment habe ich dann gesagt: 'Okay, wenn das dein größter und sehnlichster Wunsch ist, entgegen der Abmachung, schieß ihn rein und hol dir die Kanone, dann hol ihn nächste Woche gegen Osnabrück einen raus und dann passt das.'"

Am Ende aber konnten sich beide freuen. Tabakovic grüßt mit 22 Treffern und drei Toren Vorsprung auf HSV-Stürmer Robert Glatzel (30) von ganz oben und auch Reese traf noch. Sogar wunderschön.

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"Wir gönnen alle Haris die Torjägerkanone", so der Ex-Kieler. "Das muss schon mit dem Teufel zugehen, wenn er sich das noch nehmen lässt. Haris hat es absolut verdient. Er ist ein herausragender Athlet, ein guter Typ und eine Tormaschine."

Doch die nächste Elfer-Diskussion könnte schon nächste Woche zum Saisonabschluss in Osnabrück folgen. "Schauen wir mal, wer dann schießt", wollte sich ein schmunzelnder Tabakovic noch nicht festlegen. Reese aber war da schon genauer: "Den nächsten schieße ich!"

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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