Hertha-Star Haris Tabakovic: Wer ihn jetzt statt Reese mit Flanken füttern soll

La Manga - Er ist neben Fabian Reese (26) der Unterschiedsspieler von Hertha BSC: Haris Tabakovic (29). Zuletzt hat der Torjäger jedoch etwas Ladehemmung. Im Interview mit TAG24 spricht der Strafraumstürmer über sein Hinrundenfazit, die Tor-Krise, seinen Hang zum Doppelpack, den Pokalkracher gegen Kaiserslautern und warum das Wort Durststrecke in seinem Kopf nicht vorkommt.

Gegen Fürth ließ Tabakovic auf seinen ersten Streich, gleich seinen zweiten Treffer folgen.
Gegen Fürth ließ Tabakovic auf seinen ersten Streich, gleich seinen zweiten Treffer folgen.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

TAG24: Mit etwas Anlaufzeit ist bei dir persönlich gegen Fürth - und dann richtig - der Knoten geplatzt. Wie fällt dein persönliches Hinrundenfazit aus?

Haris Tabakovic: Ich habe es oft gesagt: Ich lebe meinen Traum. Ich liebe es, hier bei Hertha BSC zu sein. Vor der Saison hätte ich die 16 Scorerpunkte in der Hinrunde sofort unterschrieben, dennoch bin ich mit den letzten Spielen, in denen ich nicht getroffen habe, nicht ganz zufrieden.

TAG24: ... Und für Hertha?

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Tabakovic: Wir stehen da, wo wir hinwollten, dennoch haben wir drei, vier Punkte liegenlassen. Aber es war wichtig, dass wir in Schlagdistanz kommen, weil wir wissen, dass jetzt Düsseldorf und Hamburg kommen. Wenn wir da gewinnen, ist man schnell auch richtig oben dran.

TAG24: Wenn du in der Liga triffst, dann mindestens per Doppelpack. Warum so gern doppelt? Was ist dein Geheimnis?

Tabakovic: Ich kann es gar nicht sagen. Ich gehe jedes Spiel gleich an. Ich gehe nicht in ein Spiel mit den Gedanken 'Tor, Tor, Tor.' Zuerst einmal will ich die Basics abrufen, wie Ball halten, für die Mannschaft pressen und rennen, die Bälle verteilen, das Boxspiel zu 100 Prozent beherrschen. Ich muss erst in die Position kommen, dass ich zu einer Chance komme. Die Tore kommen dann meistens von alleine.

Es kommt auch immer auf das Spiel an. Ich bin kein Dribbler. Vielleicht haben wir ein Spiel, in dem Marten, Fabi, Palko oder jemand anderes fünf Flanken bringt. Davon schieße ich dann zwei oder drei Tore. Es gibt aber auch Spiele, in denen keine Flanke zu mir kommt. Dann kann ich auch keine Tore machen.

Tabakovic über Reese: "Man kann ihn nicht ersetzen"

Verstehen sich auf dem Platz blendend: Reese und Tabakovic.
Verstehen sich auf dem Platz blendend: Reese und Tabakovic.  © Gregor Fischer/dpa

TAG24: Mit Fabian Reese fällt derzeit dein Lieblings-Vorlagengeber aus. Auf dem Platz versteht ihr euch blendend. Man könnte meinen, ihr habt euch gesucht und gefunden. Wer soll dich jetzt mit Flanken füttern?

Tabakovic: Man darf eine Mannschaft nicht nur anhand von einer Person auszeichnen. Vor der Saison hätte er bestimmt auch sofort unterschrieben, dass er zum jetzigen Zeitpunkt so viele Scorerpunkte und auch wichtige Tore geschossen hat. Man kann ihn nicht ersetzen, weil er ein unglaubliches Eins-gegen-Eins spielt mit seiner Dynamik und seiner Schnelligkeit. Trotzdem müssen wir es als Team auffangen.

Natürlich hoffe ich, dass unsere Verletzten wie Jeremy, Palko, Bence oder Ibo zurückkommen. Damit kehrt dann auch wieder die Kreativität zurück in unser Spiel.

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TAG24: Du erlebst als Stürmer selbst gerade eine eher etwas schwierige Phase, hast jetzt seit sechs Spielen nicht mehr getroffen. Wie geht man mit so einer Durststrecke um? Pal Dardai hat bei uns in der Medienrunde angekündigt, dass Du gegen Düsseldorf gleich treffen wirst.

Tabakovic: Das hoffe ich natürlich auch (lacht). Ich sehe das jetzt nicht unbedingt als Durststrecke. Das Wort ist gar nicht in meinem Kopf. Es macht auch gar keinen Sinn, großartig darüber nachzudenken. Es gab schon einmal eine Phase, in der ich in vier Spielen nicht getroffen habe. Was ist dann passiert? Ich habe gegen Mainz zwei Tore gemacht und auch gegen Paderborn doppelt getroffen.

Für mich geht es darum, dass ich an den Prozess glaube, hart arbeite. Egal, ob es gut läuft oder weniger gut läuft: Ich ziehe mein Ding durch. Ich bin überzeugt, wenn die Bälle in die Box - da wo ich stark bin - kommen werden, werde ich auch schon meine Tore wieder machen.

Hertha BSC testet die Fünferkette

Er kann es per Kopf, aber auch mit dem Fuß. In der Box fühlt sich Tabakovic am wohlsten.
Er kann es per Kopf, aber auch mit dem Fuß. In der Box fühlt sich Tabakovic am wohlsten.  © Sebastian Gollnow/dpa

TAG24: Gegen Aue und im Trainingslager habt ihr die Fünferkette getestet. Kommt dir das neue System zugute? Was ist der größte Unterschied für dich als Stürmer?

Tabakovic: Der Unterschied ist, dass wir über die Seite nicht mehr diese Eins-gegen-Eins-Spieler haben. Wenn du die Fünferkette richtig spielst, dann werden die Gegner Probleme bekommen, wir können eins auf eins anlaufen, weil wir jetzt mehr Stürmer sind. Die Seiten können immer hochschieben.

Wenn wir es gut spielen, werden mehr Flanken kommen, weil die Wingbacks hochkommen mit Jonjoe Kenny über rechts und Micky über links. Mit zwei Stürmern in der Box kann das schon von Vorteil sein, aber man hat im Testspiel auch gesehen, dass wir noch Mühe haben.

TAG24: Palko Dardai hat gesagt, er will mit Hertha nochmal in der Bundesliga spielen, aber auch ergänzt, dass ihr Euch keinen Druck macht, aufsteigen zu müssen. Wie präsent ist denn das Thema Aufstieg in der Kabine?

Tabakovic: Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Meine persönliche Meinung habe ich von Anfang an mitgeteilt: Der Klub steht für mich für die Bundesliga. Da muss der Verein wieder hinkommen. Ich hoffe, früher, als später. Träumen darf man, aber man muss jeden Tag auch hart arbeiten, um diese Träume zu realisieren. Von reden passiert gar nichts (lacht).

Trotz Pokalfieber: Volle Konzentration auf Fortuna Düsseldorf!

Tabakovic genießt nach seinem Dreierpack das Bad in der Menge.
Tabakovic genießt nach seinem Dreierpack das Bad in der Menge.  © Soeren Stache/dpa

TAG24: Was habt ihr euch für die Rückrunde vorgenommen?

Tabakovic: Es geht darum, dass wir gleich beim ersten Spiel da sind. Es kommt ein starker Gegner, der oben dabei ist. Wenn wir Düsseldorf schlagen, sind wir mittendrin. Wir müssen weiter von Spiel zu schauen, uns jetzt im Trainingslager den Feinschliff holen.

TAG24: Gegen Mainz wurdest du zum Pokalhelden, gegen den HSV dann Reese. Dem Gesetz der Serie nach wärst du jetzt wieder dran.

Tabakovic: Ich wünsche mir von Herzen, dass wir weiterkommen. Wenn ich treffe, wäre das natürlich top. Das ist immer mein Ziel, aber wir wollen unbedingt ins Halbfinale einziehen. Wir sollten uns jetzt aber nicht auf das Pokalspiel konzentrieren, sondern auf Düsseldorf. Das ist verdammt wichtig. Ich weiß, jeder träumt. Ich habe es erst nicht gewusst, aber Marius (Gersbeck, Anm. d. Red.) hat mir mal erklärt, wie krass wichtig ein Finale daheim wäre. Wir werden alles dafür tun, aber trotzdem geht es jetzt um Düsseldorf!

TAG24: Wie groß ist die Vorfreude auf den Pokal-Kracher?

Tabakovic: Extrem. Die Vorfreude auf die ganze Rückrunde ist riesig. Ich kann es offen sagen: Ich hasse Freundschaftsspiele. Ich weiß, man muss es machen, aber ich kein Fan davon. Ich freue mich, wenn es dann richtig losgeht.

TAG24: Zum Abschluss noch eine etwas fiese Frage: Aufstieg oder Pokalfinale?!

Tabakovic: (Überlegt) Ich kann mich nicht entscheiden. Am liebsten beides (lacht). Vor der Saison hätte ich Aufstieg gesagt, weil ich nicht wusste, wie wichtig das Finale Zuhause ist. Die Fans würden wahrscheinlich etwas anderes sagen.

Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa

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