Dynamo-Idol Hansi Kreische wird 75: "Lockere Art trotz Verbissenheit"

Dresden - Meinungsstark, treffsicher und ein echter Straßenfußballer: Hans-Jürgen Kreische war einer der größten Regisseure des DDR-Fußballs. Am heutigen Dienstag feiert das Dynamo-Idol seinen 75. Geburtstag - mit seiner Frau an der Ostsee.

Hansi Kreische ist ein Kind Dresdens. Gefeiert wird am heutigen Dienstag aber woanders.
Hansi Kreische ist ein Kind Dresdens. Gefeiert wird am heutigen Dienstag aber woanders.  © DPA/Robert Michael

Mit ruhiger Stimme und bedachten Worten erinnert sich der torgefährliche Mittelfeldspieler an die großen Spiele, hat sofort die Statistiken dazu im Kopf.

"Die Europapokalspiele wie die von Turin, Lissabon oder München werde ich nie vergessen", sagte der einstige Weltklasse-Spieler von Dynamo Dresden.

An seinem Geburtstag mag er es aber lieber ruhig, großen Rummel wird es nicht geben. Kreische bevorzugt lieber eine Feier in aller Abgeschiedenheit mit seiner Frau. Er sei kein Star, die gab es damals ohnehin nicht.

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Das sehen die Fans der SGD natürlich anders. Auch die Statistiken seiner Arbeit auf dem Platz deuten auf außergewöhnliche Werte hin. In der DDR-Oberliga erzielte er zwischen 1965 und 1977 in 256 Spielen für einen Mittelfeldspieler außergewöhnliche 131 Tore.

Gleich viermal wurde Kreische Torschützenkönig der DDR-Oberliga (1971, 1972, 1973 und 1976). Zwischen 1968 und 1975 bestritt er insgesamt 50 Länderspiele (22 Tore) für die DDR.

Er stand zudem in der DDR-Auswahl, die bei den Olympischen Spielen 1972 in München Bronze gewann und zwei Jahre später auch in jenem Team, das bei der einzigen WM-Teilnahme der DDR den späteren Weltmeister BRD mit 1:0 bezwang.

Dieter Riedel erinnert sich an seinen ehemaligen Weggefährten

Dieter Riedel (74) spielte von 1966 bis 1980 bei Dynamo Dresden. (Archivfoto)
Dieter Riedel (74) spielte von 1966 bis 1980 bei Dynamo Dresden. (Archivfoto)  © Ralf Hirschberger dpa/lsn

"Mein Vorteil war, dass ich ein echter Straßenfußballer war", erklärte Kreische. Seit frühester Kindheit gab es keinen Tag ohne das runde Leder.

Für Dieter Riedel - wie Kreische Jahrgang 1947 - eine Grundlage des sich früh einstellenden Erfolgs. "Als ich 1966 nach Dresden kam, war Hans schon eine große Nummer."

Seine Torlust war nur schwer zu stillen, erklärt Riedel, der von seinem Freund im Spaß zu hören bekam: "Wenn du besser flanken würdest, würde ich noch mehr Tore machen." Riedel habe "diese hin und wieder aufblitzende lockere Art trotz der Verbissenheit sehr an ihm geschätzt".

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Neben seinen fußballerischen Fähigkeiten zeichnete sich Kreische schon zu diesem Zeitpunkt durch seine Meinungsstärke aus.

"Hansi hatte schon in jungen Jahren eine eigene, eine starke Meinung. Und die hat er auch kundgetan und vertreten. Das mochte ich an ihm", meint Riedel über seinen damals noch blutjungen Weggefährten.

Hans-Jürgen Kreische arbeitete für Dynamo Dresden, den Hamburger SV und RB Leipzig

Oft konnte Hansi Kreische (r.) wie hier 1972 bei den Olympischen Spielen nur unfair gestoppt werden. (Archivfoto)
Oft konnte Hansi Kreische (r.) wie hier 1972 bei den Olympischen Spielen nur unfair gestoppt werden. (Archivfoto)  © imago/sportfotodienst

Seine oftmals auch etwas provozierende, herausfordernde Art führte aber auch immer wieder zu Konflikten. "Wir haben trainiert und Walter Fritzsch war nicht zufrieden mit Hans", erinnert sich Riedel.

Fritzsch habe gerufen, dass der begnadete Kicker nicht der König sei. Der habe trocken mit "und du nicht der Kaiser" reagiert.

Nach seiner aktiven Karriere arbeitete "Hansi" Kreische als Trainer und war in den 90er Jahren kurzzeitig auch für Dynamo verantwortlich.

Später war er Talentscout im Deutschen Fußball-Bund und später für den Hamburger SV und RB Leipzig tätig.

Seit August 2020 ist er wieder fest bei seinem Heimatverein engagiert. Als Übergangskoordinator betreut er die individuelle und sportliche Entwicklung der Perspektivspieler.

Titelfoto: dpa/Robert Michael, IMAGO/sportfotodienst

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