Trotz Gala-Leistungen bei Handball-WM - wo ist die Euphorie für das DHB-Team?

Kattowitz (Polen) - Fünf Spiele, fünf Siege - die deutsche Handball-Nationalmannschaft geht mit einer makellosen Bilanz in die letzte Partie der Zwischenrunde bei der Handball-WM in Polen. Doch die ganz große Euphorie kommt noch nicht auf. Woran liegt es?

Haut noch keinen von den Sitzen: Die TV-Quoten des DHB-Teams spiegeln noch nicht die sportlichen Leistungen wider.
Haut noch keinen von den Sitzen: Die TV-Quoten des DHB-Teams spiegeln noch nicht die sportlichen Leistungen wider.  © Jan Woitas/dpa

Am Montagabend entscheidet sich für das DHB-Team, ob es im Viertelfinale auf Spanien oder Frankreich treffen wird. Gegen Norwegen steht ab 20.30 Uhr (ARD) das letzte Spiel der Hauptrunde auf dem Programm.

Bei einem Sieg oder Remis würden die Spanier im Viertelfinale warten, bei einer Niederlage bekämen es die Deutschen mit den Franzosen zu tun.

Doch trotz der Erfolgsserie des Teams um Trainer Alfred Gislason (63) scheint die Erfolgswelle noch nicht komplett auf die deutsche Bevölkerung übergeschwappt.

Denn trotz 6,1 Millionen Handball-Fans vor den Bildschirmen am Samstagabend und dem damit höchsten Marktanteil zeigte sich der frühere DFB-Vize-Präsident Experte Bob Hanning (54) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur kritisch:

"Ich bin mit etwas mehr als sechs Millionen Zuschauern beim Spiel gegen die Niederlande gar nicht zufrieden", so der Experte nach dem ungefährdeten 33:26-Sieg gegen die stark eingeschätzten Holländer.

Ein Erklärungsansatz: Parallel zur Handball-WM startete am vergangenen Wochenende die Fußball-Bundesliga. Offenbar nehmen sich beide Sportarten ein wenig die Zuschauer weg. Die ARD-Sportschau verfolgten ab 18 Uhr nur 3,6 Millionen Fußballfans, ein eher schwacher Auftritt für den ersten Spieltag nach der ellenlangen Winterpause.

Kurz nachdem die Spielberichte durch waren, ging es für die Handballer gegen die Niederländer auf die Platte.

Ex-DHB-Funktionär Bob Hanning: "Gehe davon aus, dass wir im Viertelfinale die zehn Millionen knacken"

Der frühere DHB-Vize-Präsident Bob Hanning (54) wünscht sich mehr Unterstützung aus dem eigenen Land.
Der frühere DHB-Vize-Präsident Bob Hanning (54) wünscht sich mehr Unterstützung aus dem eigenen Land.  © Andreas Gora/dpa

Eventuell weiß der geneigte Sportfan aber die Klasse der bisherigen Gegner einzuordnen - die ganz große Hausnummer, wie sie im Viertelfinale mit dem EM-Champion von 2018 und 2020, Spanien, oder dem französischen Weltmeister von 2017 wartet, war noch nicht dabei.

Eine weitere Erklärung könnte das seit Jahren eher mittelmäßige Abschneiden des DHB-Teams sein. Zur Erinnerung: Seit dem Triumph bei der Heim-WM 2007 holten die Deutschen keine Medaille mehr.

Das zeigte sich auch in den Quoten der ersten Spiele, die meist nicht einmal die Fünf-Millionen-Marke knackten.

Doch Hanning ist sich sicher: "Ich gehe davon aus, dass wir spätestens im Viertelfinale die zehn Millionen knacken werden."

Titelfoto: Jan Woitas/dpa

Mehr zum Thema Handball-WM 2023: