Erstes Duell nach Anschlag: SC Magdeburg im Top-Spiel gefordert
Von Stefan Flomm
Magdeburg - Das Finale der Handball-WM liegt erst wenige Tage zurück. Und in der Bundesliga steht ein Top-Spiel bevor. Für den SC Magdeburg ist es das erste Duell nach dem Anschlag in der Stadt.

Für SCM-Handballer und Trainer Bennet Wiegert (43) wird der Start in die Rückrunde der Bundesliga emotional. Es ist das erste Spiel des Clubs nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember.
Die schrecklichen Vorfälle mit sechs Toten und fast 300 Verletzten sind auch bei Wiegert noch sehr präsent. "Ich bin in dieser Stadt geboren, es ist meine Heimatstadt. Ich bezweifle, dass man da jemals drüber weg kommt", sagte der 43-Jährige.
Nun aber wollen er und sein Team sich wieder komplett dem Sport widmen. "Wir sind in der Aufarbeitung jetzt so weit, dass ich uns in der Lage sehe, wieder Handball zu spielen", sagte Wiegert weiter.
Nur sechs Tage nach dem Finale der Weltmeisterschaft tritt der aktuelle Meister am Samstag (20.30 Uhr/Dyn) beim Rekordtitelträger THW Kiel an.
Dass es für den Tabellensechsten aus Sachsen-Anhalt gleich zu den drittplatzierten Kielern geht, nimmt der Magdeburger Coach gelassen: "Man muss den Spielplan so nehmen, wie er kommt."
SCM gegen THW Kiel: "Dürfen das Mentale nicht außer Acht lassen"

In Kiel und in Magdeburg beschäftigen sich die Clubs mit der Aufgabe, die Spieler nach der WM wieder auf den Alltag in der Liga zu fokussieren. THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi kommentiert: "Wir reden immer über die Physis, aber wir dürfen auch das Mentale nicht außer Acht lassen."
Für Wiegert haben die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr in Paris "auf lange Sicht den größeren Einfluss". Der SCM-Coach hofft darauf, am Donnerstag seinen Kader wieder beisammen zu haben. "Dann haben wir noch zwei Trainingseinheiten, um uns auf Kiel vorzubereiten."
Das Titelrennen ist derweil umkämpft wie selten. An der Spitze thront die MT Melsungen mit 30:4 Zählern. Es folgen die punktgleichen Teams der Füchse Berlin, des THW Kiel und der TSV Hannover-Burgdorf (alle 26:8), der SG Flensburg-Handewitt (24:10) sowie des SC Magdeburg (21:7), der auch wegen des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt drei Spiele weniger als die Konkurrenz absolviert hat.
Sowohl Kiel als auch Magdeburg werden mit einigen personellen Problemen in die Partie am Samstag gehen. Der THW wird auf Kapitän Domagoj Duvnjak (36) und wohl auch auf Nikola Bilyk (28) verzichten müssen. Beim SCM fällt Oscar Bergendahl (29) aus, der Einsatz von Omar Ingi Magnusson (27) ist noch fraglich.
Erstmals im Kader wird bei den Magdeburgern nach monatelanger Verletzung wieder der Schwede Felix Claar (28) stehen.
Titelfoto: Marius Becker/dpa