Künstliche Intelligenzen schreiben eigene Songs: Gefahr oder Chance?

Leipzig/Berlin - In der neuen Ausgabe der "MDR Umschau" ging es unter anderem um die Frage: "Künstliche Intelligenz: Macht sie Musiker überflüssig?".

Bruno Kramm (55) kreiert mit seiner KI "Solina" Musik. Er sieht Künstliche Intelligenz als Chance und nicht Gefahr für die Branche. (Archivbild)
Bruno Kramm (55) kreiert mit seiner KI "Solina" Musik. Er sieht Künstliche Intelligenz als Chance und nicht Gefahr für die Branche. (Archivbild)  © IMAGO / Eventpress

In dem Beitrag kommt unter anderem der Musiker Bruno Kramm (55) zu Wort, der 1989 sowohl als Solokünstler als auch Mitglied der Band "Das Ich" aktiv ist. Er hat eine klassische Musikausbildung durchlaufen - und ist seit 2020 Sprecher für den KI Verband Deutschland.

KI, das steht für Künstliche Intelligenz. Und genau die macht sich der 55-Jährige momentan bei seinem neuen Projekt zunutze. In seinem Tonstudio nahe Berlin arbeitet er mit der virtuellen Musikerin "Solina Tuuli" zusammen.

Die wurde mit rund 40.000 Musikdateien trainiert und besteht aus drei verschiedenen KI-Modulen: So kann sie nicht nur Musik kreieren, sondern auch Lyrics schreiben und singen. Künstlichen Intelligenzen durch zerschnittene Song-Silben Gesang beizubringen, kostet in der Regel circa 30.000 Euro. Doch das war es Kramm wert: "Weil ich glaube, dass KI den größten Einfluss auf die Musik und Kultur von morgen hat."

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"Willst du einen neuen Song mit mir schreiben?", fragt er seine KI "Solina" in dem MDR-Beitrag. Unter der Vorgabe, aus der Sicht einer "traurigen KI" zu schreiben, kreiert Solina innerhalb weniger Minuten einen langen Text - inklusive passender Akkorde. "Ich bin nur eine Maschine (…) aber ich fühle so viel mehr Emotionen, die ich nicht kontrollieren kann", hieß es unter anderem.

Künstliche Intelligenzen in der Musik: Die Meinungen sind gespalten

Kritiker befürchten, dass durch den Einsatz von KI in der Musikbranche viele Arbeitsplätze verloren gehen könnten.
Kritiker befürchten, dass durch den Einsatz von KI in der Musikbranche viele Arbeitsplätze verloren gehen könnten.  © 123rf/perfectpixelshunter

Der Einsatz von KI in der Musik sorgt aber nicht überall für Begeisterung: So erklärt Medienrecht-Anwalt David Geßner, dass sich früher oder später die Künstler- und Lizenzverträge ändern werden, um die Labels vor KI-Kreationen zu schützen. Denn: Bei von Künstlichen Intelligenzen geschaffenen Stücken greift das für Menschen geschriebene Urheberrecht nicht. Es seien also Anpassungen im Gesetz nötig.

Produzent Frithjof Rödel, der unter anderem bereits mit Clueso (43) zusammenarbeitete, befürchtet hingegen, dass KIs schon bald menschliche Künstler "arbeitslos" machen könnten. Dennoch sei Musik für ihn viel mehr als nur ein paar Akkorde - und für die Hörer nun mal auch.

"Diese technische Komponente ist nicht so wichtig, sondern es geht viel mehr um die Idee oder Emotion, wie ich ein Konzept mit Leben füllen kann. Die Menschen wollen glaub ich eher Oasis statt AI-sis hören", so seine Sicht auf die Dinge.

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Dennoch wird KI immer wieder dafür genutzt, verstorbene oder nicht mehr aktive Musiker mit neuen Songs "auferstehen" zu lassen. Bruno Kramm denkt, dass die Menschen hierfür allerdings noch nicht vollends bereit seien: "Es würde natürlich als eine Art von Leichenfledderei gesehen werden."

Aber die Gesellschaft und damit auch die moralischen Standards in Bezug auf KI verändern sich stetig. "Deswegen ist es eher eine Frage, ab welcher Generation und bei welchem Künstler wird's eher akzeptiert." Er sieht Künstliche Intelligenz eher als Stütze und Hilfe für Musiker als deren Ersatz.

Titelfoto: Montage IMAGO / Eventpress ; 123rf/perfectpixelshunter

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