Jetzt also doch: WHO erklärt Affenpocken-Ausbruch zu internationaler Notlage!

Genf (Schweiz) - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Affenpocken-Ausbruch in mehr als 50 Ländern zu einer "Notlage von internationaler Tragweite" erklärt. Das gab WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (57) am Samstag bei einer Pressekonferenz bekannt.

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (57).
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (57).  © Andreas Arnold/dpa

Die WHO rief damit am Samstag in Genf die höchste Alarmstufe aus, die sie bei einer Gesundheitsbedrohung verhängen kann. Praktische Folgen hat das nicht.

Die Einstufung soll die Regierungen der Mitgliedsländer dazu bewegen, Maßnahmen zu ergreifen, um den Ausbruch einzudämmen. Sie sollen Ärzte und Kliniken sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen treffen und die Bevölkerung aufklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann.

Tedros nannte die Zahl von mehr als 16.000 bestätigten Fällen in mehr als 60 Ländern, von denen viele vorher praktisch keine Affenpocken-Fälle kannten.

WHO-Entschluss: Affenpocken heißen künftig ganz anders
Affenpocken WHO-Entschluss: Affenpocken heißen künftig ganz anders

In sechs afrikanischen Ländern, in denen das Virus schon früher auch Menschen infiziert hat, waren es über 240 Fälle. In Deutschland meldete das Robert Koch-Institut am Freitag knapp 2300 Fälle.

Auch Ausbruch des Coronavirus hatte WHO am 30. Januar 2020 als solche Notlage deklariert

Elektronenmikroskopische Aufnahme von Affenpocken-Viren.
Elektronenmikroskopische Aufnahme von Affenpocken-Viren.  © Freya Kaulbars/RKI/dpa

Ein Ausschuss aus unabhängigen Fachleuten hatte sich zuvor nicht auf eine gemeinsame Empfehlung geeinigt, ob eine Notlage ausgerufen werden sollte. Die englische Abkürzung für eine Notlage ist PHEIC. Das steht für "public health emergency of international concern".

Auch den Ausbruch des Coronavirus Sars-CoV-2 hatte die WHO am 30. Januar 2020 als solche Notlage deklariert. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen sich nun bei Affenpocken auf dieselben Maßnahmen wie bei der Corona-Pandemie einrichten müssen.

Während sich das Coronavirus durch Aerosole mit Virenpartikeln verbreitet, die Infizierte beim Atmen, Sprechen oder Husten ausstoßen, erfolgen Infektionen mit Affenpocken nach derzeitigem Wissensstand in der Regel durch engen Körperkontakt.

Höchste Alarmstufe: Affenpocken bleiben weltweiter Gesundheitsnotstand
Affenpocken Höchste Alarmstufe: Affenpocken bleiben weltweiter Gesundheitsnotstand

Die WHO richtet je nach Krankheit bei Bedarf Notfallausschüsse ein, die mit jeweils anderen Fachleuten besetzt werden. Zur Zeit gilt neben der Notlage internationaler Tragweite wegen Corona seit 2020 auch eine Notlage wegen Polio-Ausbrüchen (seit 2014).

Abgeschlossene Notlagen waren der Ausbruch der Schweinegrippe H1N1 (2010), des Zika-Virus (2016) und von Ebola (2014-2016 und 2019).

Die WHO hatte seinerzeit auch Notfallausschüsse wegen Mers-CoV (2013-2015) und wegen Gelbfieber (2016) einberufen. Die dazu konsultierten Fachleute kamen aber nicht zu dem Schluss, dass eine Notlage internationaler Tragweite erklärt werden sollte.

Titelfoto: Bildmontage: Freya Kaulbars/RKI/dpa/Andreas Arnold/dpa

Mehr zum Thema Affenpocken: