Haftstrafe aufgehoben: "Hotel Ruanda"-Held wieder frei

Ruanda - Anderthalb Jahre nach der international kritisierten Verurteilung des ruandischen Regierungskritikers Paul Rusesabagina zu 25 Jahren Gefängnis ist der 68-Jährige aus der Haft entlassen worden.

Paul Rusesabagina (68) rettete während des Genozids in Ruanda mehr als 1000 Menschen das Leben.
Paul Rusesabagina (68) rettete während des Genozids in Ruanda mehr als 1000 Menschen das Leben.  © Muhizi Olivier/AP/dpa

Wie ein US-Regierungsvertreter mitteilte, wurde der durch den Film "Hotel Ruanda" weltweit bekannt gewordene Rusesabagina am späten Freitagabend dem Botschafter von Katar übergeben. Über Katar werde er in sein Exil-Land USA zurückkehren.

Rusesabagina hatte insgesamt 939 Tage im Gefängnis zugebracht. Im August 2020 war er in Ruanda festgenommen worden, als sein Flugzeug mit dem Ziel Burundi ins benachbarte Ruanda umgeleitet worden war. Die UNO hatte dieses Vorgehen als "Entführung" kritisiert.

Im September 2021 wurde er in einem umstrittenen Prozess wegen "Terrorismus" zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Anklage hatte ihm vorgeworfen, eine bewaffnete Rebellengruppe unterstützt zu haben.

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Rusesabagina ist gesundheitlich angeschlagen, nach Angaben seiner Familie wurde er in der Haft gefoltert. Die Haftstrafen des 68-Jährigen sowie der 19 Mitangklagten in seinem Prozess seien nun auf Anordnung des Präsidenten "umgewandelt" worden, sagte die ruandische Regierungssprecherin Yokande Makolo der Nachrichtenagentur AFP.

Vor zwei Wochen hatte der ruandische Präsident Paul Kagame (65) zugesichert, eine Lösung im Fall des Regierungskritikers zu prüfen.

Rusesabagina ist durch den Film "Hotel Ruanda" von 2004 zu internationaler Berühmtheit gelangt. Er handelt vom Völkermord in Ruanda im Jahr 1994. Damals wurden rund 800.000 Menschen getötet, vor allem Angehörige der Volksgruppe der Tutsi. Rusesabagina rettete als Direktor eines Luxushotels in der Hauptstadt Kigali fast 1200 Menschen das Leben.

USA danken Ruanda für die Freilassung Rusesabaginas

Szene aus dem Spielfilm "Hotel Ruanda" (2004).
Szene aus dem Spielfilm "Hotel Ruanda" (2004).  © PR/D.R.

Rusesabagina wurde später zu einem lautstarken Kritiker Kagames, der das Land seit dem Ende des Völkermords regiert, und gründete seine eigene Partei. Seit 1996 lebte Rusesabagina in Belgien und in den USA im Exil.

Nach seiner Freilassung wurde Rusesabagina in die Residenz des katarischen Botschafters in Kigali gebracht. Ein US-Regierungsvertreter erklärte, der 68-Jährige werde dort voraussichtlich ein paar Tage bleiben, bevor er nach Katar und dann in die USA geflogen werde.

US-Präsident Joe Biden (80) sprach von einem "glücklichen Ausgang". Er teile mit Rusesabaginas Familie "die Freude über die heutigen guten Nachrichten".

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US-Außenminister Antony Blinken (60) dankte Ruanda für die Freilassung. "Es ist eine Erleichterung zu wissen, dass Paul wieder mit seiner Familie vereint wird", erklärte Blinken. Er dankte Katar für die "wertvolle Unterstützung". "Die USA glauben an ein Ruanda, das friedlich und erfolgreich ist", erklärte Blinken.

Kagames Sprecherin Stephanie Nyombayire schrieb auf Twitter, die Freilassung sei "das Ergebnis des gemeinsamen Wunsches, bei den US-ruandischen Beziehungen neu anzufangen". Die USA hatten im vergangenen Jahr erklärt, dass "Rusesabagina zu Unrecht inhaftiert ist".

Menschenrechtler kritisieren Ruanda für Unterdrückung der Meinungsfreiheit

Auch Belgien, dessen Staatsbürgerschaft Rusesabagina besitzt, hatte den Prozess gegen ihn kritisiert. Die belgische Außenministerin Hadja Lahbib (52) begrüßte nun "die Entscheidung der ruandischen Regierung".

Menschenrechtsgruppen werfen Ruanda und dem mit harter Hand regierenden Kagame vor, die Meinungsfreiheit und die Opposition zu unterdrücken.

Um seine Freilassung zu erwirken, hatte Rusesabagina im Oktober 2022 in einem Gnadengesuch zugesichert, dass er sich bis zu seinem Lebensende nicht mehr politisch in Ruanda engagieren werde.

Titelfoto: Muhizi Olivier/AP/dpa

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