Rund 85.000 Menschen flüchten aus Berg-Karabach: Hier suchen sie jetzt Zuflucht

Eriwan - Nach Aserbaidschans Rückeroberung der Konfliktregion Berg-Karabach im Südkaukasus haben bisher fast 85.000 Menschen Zuflucht in Armenien gesucht.

Nach der Eroberung des Gebietes Berg-Karabach durch Aserbaidschan wächst die Zahl der nach Armenien flüchtenden Menschen.
Nach der Eroberung des Gebietes Berg-Karabach durch Aserbaidschan wächst die Zahl der nach Armenien flüchtenden Menschen.  © Bildmontage/Vasily Krestyaninov/AP/dpa,Stepan Poghosyan/PHOTOLURE/AP/dpa

Es handele sich um Menschen, die gezwungenermaßen ihre Heimat hätten verlassen müssen, teilte Regierungssprecherin Naseli Bagdassarjan am Freitag in der armenischen Hauptstadt Eriwan mit. Nach offiziellen, nicht überprüfbaren Angaben lebten zuvor 120.000 Karabach-Armenier in der Region.

Das autoritär regierte Aserbaidschan hatte in einer Militäroffensive in der vergangenen Woche die seit Jahrzehnten umkämpfte Region zurückerobert.

Die Führung der international nicht anerkannten Republik Arzach (Berg-Karabach) hatte danach kapituliert und in dieser Woche auch die Selbstauflösung zum 1. Januar 2024 besiegelt. Die aserbaidschanische Regierung und auch Russland, das als Schutzmacht Armeniens gilt, hatten erklärt, dass es keinen Grund zur Flucht gebe.

Polizei sprengt Drogen-Party in Hotelzimmer!
Aus aller Welt Polizei sprengt Drogen-Party in Hotelzimmer!

Allerdings befürchten die Karabach-Armenier Verfolgung und Gewalt durch Aserbaidschan.

Mindestens 200 Tote bei Kämpfen

Infolge des aserbaidschanischen Militäreinsatzes sind in der Konfliktregion Berg-Karabach laut Angaben von vor Ort mehrere Zivilisten getötet und verletzt worden.
Infolge des aserbaidschanischen Militäreinsatzes sind in der Konfliktregion Berg-Karabach laut Angaben von vor Ort mehrere Zivilisten getötet und verletzt worden.  © Uncredited/Defense Ministry of Azerbaijan/AP/dpa

In Eriwan warf Regierungschef Nikol Paschinjan dem Nachbarland am Donnerstagabend bei einer Regierungssitzung "ethnische Säuberungen" vor. "Die Analyse der Situation zeigt, dass in den kommenden Tagen in Berg-Karabach kein Armenier mehr sein wird." In der Vergangenheit hatte es zwischen den christlichen Karabach-Armeniern und den muslimischen Aserbaidschanern Konflikte gegeben.

Nach armenischen Regierungsangaben wurde in der Nähe von Berg-Karabach ein humanitäres Zentrum für die Flüchtlinge eingerichtet. Die Menschen erhielten eine Unterkunft, teilte die Regierungssprecherin weiter mit.

Der Menschenrechtsbeauftragte von Berg-Karabach, Gegam Stepanjan, hatte mitgeteilt, dass bei den Kämpfen mindestens 200 Menschen getötet und etwa 400 verletzt worden seien. Auch die aserbaidschanische Seite hatte über Verluste in den eigenen Reihen berichtet.

Mit Liebe gestrickt: Omas retten Nashornbaby in Südafrika
Aus aller Welt Mit Liebe gestrickt: Omas retten Nashornbaby in Südafrika

Die Region ist seit Jahrzehnten zwischen den verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien umstritten. In den 1990er-Jahren konnte sich das auf aserbaidschanischem Gebiet liegende, aber mehrheitlich von Armeniern bewohnte Berg-Karabach mithilfe Eriwans in einem blutigen Bürgerkrieg von Baku loslösen.

Dem durch Öl- und Gaseinnahmen militärisch hochgerüsteten Aserbaidschan gelang 2020 eine Rückeroberung großer Teile Berg-Karabachs. Ein von Russland vermittelter Waffenstillstand erwies sich als brüchig.

Titelfoto: Bildmontage/Vasily Krestyaninov/AP/dpa,Stepan Poghosyan/PHOTOLURE/AP/dpa

Mehr zum Thema Aus aller Welt: