Alles dreht sich um Gerstensaft: Tschechien gründet Bierfreunde-Club

Prag (Tschechien) - Na zdraví (Prost)! Das Bier-Land Tschechien macht seinem Namen gerade alle Ehre. Das Parlament in Prag hat die Gründung eines "Clubs der Freunde des tschechischen Brauwesens" beschlossen. Am 27. Juni findet die Gründungsversammlung im Sitz des Parlaments in der tschechischen Hauptstadt statt.

Das Parlament in Prag beschloss den neuen "Club der Freunde des tschechischen Brauwesens". (Symbolbild)
Das Parlament in Prag beschloss den neuen "Club der Freunde des tschechischen Brauwesens". (Symbolbild)  © 123RF/Liubomir Paut-Fluerasu

Dort werden Freunde des tschechischen Bier- und Brauereiwesens aus den Reihen der Parlamentarier, Senatoren und anderer Politiker, die eine "herzliche Beziehung" zum Gerstensaft und seiner Produktion haben, zusammenkommen, wie tschechische Medien berichten.

Eine "Gesellschaft zur Bekämpfung der Nüchternheit" ("Société des antisobres"), wie einst August der Starke (1670 bis 1733) sie zur Zeit des Karnevals mit dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688 bis 1740) vor 295 Jahren (1728) in Dresden gründete, soll der tschechische Bierfreunde-Club offenbar nicht werden.

"Wir wollen mehr Aufmerksamkeit auf das Phänomen des Brauens lenken, nicht nur auf den Konsum, sondern auf die gesamte Produktion, vom Hopfen- und Weizenanbau über die Malzproduktion bis hin zum Bier", so der Vorsitzende des zukünftigen Vereins, Michal Kučera (54, Top 09), der gleichzeitig Vorsitzender des parlamentarischen Agrarausschusses ist.

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Der Politiker betont zudem, dass der Bierclub keine gänzlich neue Erfindung ist, es einen ähnlichen Club im Europäischen Parlament gibt und außerdem: "Die Kollegen in der Slowakei haben ihn auch."

Auf dem Weg zum Kulturerbe

Tschechien liegt im europäischen Vergleich auf Platz 1 beim Bierkonsum pro Kopf. (Symbolbild)
Tschechien liegt im europäischen Vergleich auf Platz 1 beim Bierkonsum pro Kopf. (Symbolbild)  © 123rf/nitr

Einladen möchte der neue Bierfreunde-Club zu Fachgesprächen in Zukunft Wissenschaftler und Experten aus dem Kulturbereich.

Gefördert werden soll die tschechische Bierkultur mit dem Ziel, dass diese irgendwann in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wird.

Der Club setzt dabei nicht nur auf die Förderung der traditionellen tschechischen Lagerbierkultur, sondern auch auf das Phänomen der Mikrobrauereien, die oft obergärige Bierspezialitäten anbieten.

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"Minibrauereien und ihre Spezialitäten bringen die Bierkultur zurück in die Städte", betont Kučera. "Im Club werden wir beide Richtungen unterstützen - das unersetzliche Lagerbier, aber auch die neuen Trends bei den Bierspezialitäten."

"Laut Angaben des Europäischen Brauerverbandes liegt Tschechien im europäischen Vergleich mit 129 Litern Bierkonsum pro Kopf und Jahr (2021) auf Platz 1. Zum Vergleich: Deutschland nimmt Platz 4 mit 89 Litern pro Kopf im Jahr ein.

Minibrauereien (braut weniger als 1 Mio. Liter jährlich) gibt es in Tschechien etwa 500.

Die Leidenschaft des Trinkens

Tschechen stoßen fröhlich mit Bier in einer traditionellen Bierkneipe an.
Tschechen stoßen fröhlich mit Bier in einer traditionellen Bierkneipe an.  © Petr David Josek/AP/dpa

Im "Saufclub" von August dem Starken trafen sich vor knapp 300 Jahren übrigens regelmäßig trinkfeste Herren samt auserwählter Gefolgsleute im Keller des heutigen Kurländer Palais, um der Leidenschaft des Trinkens zu frönen.

Bier und Wein floss in großen Mengen - das lockerte die Zungen und war wohl auch so gewollt.

Da konnte es schon mal passieren, dass ein hoher Gast das ein oder andere Staatsgeheimnis versehentlich preisgab.

Titelfoto: Fotomontage: 123RF/Liubomir Paut-Fluerasu//123RF/nitr

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